Projektbeschreibung
Vorstellung des Projekts
Die SED-Vergangenheit der DDR und die Ausmaße politischer Verfolgung in Ostdeutschland zwischen 1945 und 1989 sind bis heute unzureichend erforscht. Es gibt viele Forschungslücken. Das hier präsentierte Projekt fokussiert die Aufarbeitung der letzten Jahre der SED-Diktatur mit lokalen Zeitzeug:innen, die in der Untersuchungshaftanstalt von Neubrandenburg am Lindenberg 1987-1989 inhaftiert waren.
Die Aufarbeitung der SED-Diktatur in der Stadt Neubrandenburg wird seit 2019 von einem Bündnis aus Verterter:innen der Stadtverwaltung, der Hochschule Neubrandenburg und der organisierten Zivilgesellschaft vorangebracht. Der Transfer der Erkenntnisse aus dem Aufarbeitungsprozess wird in die Region Mecklenburgische Seenplatte (MSE) hineingetragen.
Seit 2022 findet in Neubrandenburg und der Region MSE eine Suche nach Zeitzeug:innen statt, die von 1987-1989 in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit auf dem Neubrandenburger Lindenberg festgehalten wurden. Die Suche wird erweitert nach Opfern aus der Region, die vor 1990 von der DDR-Jugendhilfe in Jugendwerkhöfe verbracht wurden.
Die Suche wurde am 28.06.2022, dem Aktionstag am Lindenberg offiziell eingeleitet, der von der Stadt Neubrandenburg in Kooperation mit der Hochschule und der RAA-Geschichstwerktatt zeitlupe umgesetzt wurde. Die erstmalige Öffnung des Gebäudekomplexes nach 32 Jahren wurde von der Stadtöffentlichkeit stark angenommen, die Anzahl der Besucher:innen musste aus Kapazitätsgründen auf 600 Schüler:innen und 700 Besucher:innen beschränkt werden.
Der erste Zeitzeuge Thoralf Maaß konnte am Aktionstag gewonnen werden. Nach mehreren biografisch-narrativen Interviews gestaltet er seit 2023 als Zeitzeuge Bildungsprojekte in Schule und Hochschule mit. Im Verlauf von 2023 konnten noch weitere Zeitzeug:innen gefunden werden.
Im Dezember 2022 wurde ein Moratorium für den geplanten Abriss des Gebäudekomplexes am Lindenberg von der Neubrandenburger Stadtvertretung beschlossen, um die Dokumentation des aktuellen Standes und die weitere Nutzung in der Öffentlichkeit zu diskutieren und Nutzungskonzepte zu erarbeiten. Mit der digitalen Dokumentation des Komplexes wurde das Digitale Innovationszentrum Neubrandenburg (DIZ), ein Kooperationsprojekt der Stadt und Hochschule unter Leitung von Rektor Prof. Dr. G. Teschke beauftragt. Die Durchführung erfolgt im Mai-Juni 2023 durch Jens Habeck und Thomas Schulze.
Die Etablierung einer online Expert:innenrunde für die ostdeutschen Gedenkstätten und Orte mit Schwerpunkt DDR-U-Haft und „Jugendhilfe“ wird mit den einschlägigen Wissenschaftler:innen sondiert. Die nationalen Vernetzungen sind der Zwischenschritt zu einer EU-weiten Vernetzung signifikanter Institutionen. Ziel ist ein Verbund von Institutionen der Gedenkarbeit für den Bereich Mittel- und Osteuropa, der die Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen erforscht und den aktuellen Schutz vom Menschrechten fördert.
Das Projekt zur Erstellung dieser Internetpräsenz als HS-Unterseite und ihre grafische Gestaltung wird 2023 im Rahmen derHochschulinternen Förderung von Digitalisierungsvorhaben in der Lehre gefördert.
Ko-Projektleitung: Prof. Dr. Kai Brauer und Prof.in Dr. Júlia Wéber aus dem Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung (FB SBE) der Hochschule Neubrandenburg.
Ziel: Die Internetpräsenz soll die Projektinhalte unterstützen, die aktive Arbeit mit den Zeitzeug:innen sichtbar machen und die Studierenden der Hochschule Neubrandenburg auf lokale Besonderheiten der Aufarbeitung der Stasi-Geschichte und der Geschehnisse am Lindenberg während der DDR-Ära aufmerksam machen. Die im Projektverlauf erarbeiteten pädagogischen Materialien unter Einbeziehung von zeithistorischen Dokumenten sowie Informationen über den Komplex am Lindenberg, Fotos und Archivmaterialien fließen in die grafische Gestaltung der Seite mit ein.
Studentische Mitarbeiter:innen (FB SBE):
Constantin Friz (März bis August 2023)
Alina Gisdepski (März bis Mai 2023)
Nine Kramer (ab Juni 2023)