Usadel

Abb. 1 Ansichtskarte von Usadel aus den 1960er Jahren.
Abb. 2 Ein 1964 in Großblockbauweise errichtetes Bauernhaus.
Abb. 3 Das Motel Usadel in den 1980er Jahren.
Abb. 4 Das sanierte Gutshaus.

Usadel wurde im Jahr 1310 erstmals urkundlich als „Villa Usaz“ mit dem Besitzer Osadca/Osadcel erwähnt. Der Name hat slawische Wurzeln („sad“ = gründen). 1312 ist „Usazel“ im Besitz der Adelsfamilie von Peccatel. Es folgen weitere Ortsbezeichnungen: „Usatel“ (1399), „Usatele“ (1403) und „Uzatela“ (1408). Die von Peccatels verloren ihren Besitz im Laufe der Zeit aufgrund finanzieller Nöte an das Kloster Wanzka, welches über einen großen Einfluss im Dorf verfügte, oder an andere Adlige. Im Zusammenhang mit der Gründung des Klosters im Jahr 1290 entstand vermutlich auch eine Wassermühle nördlich von Usadel, zu der sich im Bereich 'Kulturlandschaftselemente' ein umfassender Beitrag findet.

Um 1550 wirtschafteten die Bauern Jacob und Pawel Widemann, Peter Kerberch, Steffen Klempenow, Simon Kulm und Hanß Leibes im Ort. Nach dem 30-jährigen Krieg, der im Ort Verwüstung hinterließ, hatten die adligen Familien von Blankenburg, von Maltzan, von Gamm (auch Gam) und vor allem die von Bredows Besitzrechte im Dorf. Auch die Usadeler Kirche scheint 1661 durch den Krieg bereits größtenteils zerstört gewesen zu sein, bestand aber noch bis 1770. Nach und nach wurden die Bauern im Dorf gelegt und der Ort entwickelte sich zum Gutsdorf. 1792 ist Landrat Asmus Wilhelm von Bredow (siehe auch Prillwitz und Zippelow), ab 1800 Carl Theodor von Bredow Besitzer des Gutes Usadel. Zwischen 1794 und 1803 wird Herr Sturm als Pächter angegeben. 1806 verkauft die Familie von Bredow Usadel an die herzogliche Kammer von Mecklenburg-Strelitz. Usadel wurde Domäne mit 340 ha Acker und Gartenland, 52 ha Wiesen sowie 13 ha Wald und Gewässer. Nach einer kurzen Pacht durch Johann Friedrich Funck und seinen Erben, bewirtschaftete Adolph Wendland den landwirtschaftlichen Betrieb. Die Familie Wendland war bis 1909 Gutspächter und bestimmte so die Geschicke des Ortes. Zeitweise beschäftigten sie bis zu 120 Menschen auf dem Gut. Zusätzlich findet sich zwischen 1851 und 1868 der Name Hermann Schröder in den Staatskalendern, der alleiniger Pächter oder womöglich Mitpächter des Gutes war; und ein Hauseigentümer. 

Vermutlich im 18. Jahrhundert wurde eine Schmiede aus Feldsteinen mit zwei Fachwerkgiebeln errichtet. 1820 wurde die Chaussee Berlin-Neubrandenburg fertiggestellt und die Usadeler Gaststätte und Schmiede an der Strecke dienten als herzogliche Umspanne für die Pferde. Etwa 1875 wurde das Usadeler Gutshaus errichtet. Es handelt sich dabei um einen eingeschossigen Ziegelbau mit Feldsteinsockel und Krüppelwalmdach. Der Zeit nach müsste Wilhelm Wendland (Pächter ab 1869) Bauherr gewesen sein. 1910 wurde Dr. Charles Neebe als Besitzer des Gutes angegeben, anschließend seine Erben und 1914 seine Witwe. Diese holte sich Rudolf Grieffenhagen als Mitpächter dazu, der die Aufgabe des Inspektors bzw. Ortsvorstehers übernahm. Beide wirtschaften bis ca. 1928. Ab 1929 ist ein Johannes Wegener als Pächter und ab 1930 ein Friedrich Holldorf als Gemeindevorsteher (später als Bürgermeister bezeichnet) vermerkt. Beim Verkauf des Gutes 1933 durch den Freistaat Mecklenburg-Strelitz erwarb der Hamburger Margarinenfabrikant Johannes Bremer die Domäne Usadel. Die Domäne wurde verkauft, da laut Sachverständigen des Ministeriums nicht genügend Mittel vorhanden waren, um den Ort für Siedler umzugestalten, also die alten zerfallenen Katen zu beseitigen, Neubauten zu errichten oder Wohnungen zu gestalten. Bremer musste unter Aufsicht sechs Arbeiterwohnungen errichten lassen und die Gutsgebäude wiederherrichten. Pächter des Gutes war ein Herr Dederich, der mit seiner Familie im Gutshaus wohnte.

Bremer war bis zur Enteignung 1945 Gutsbesitzer. Anschließend wurde das Gut aufgeteilt und es entstanden ca. 25 Neubauernstellen in Usadel. Das Gutshaus diente zunächst Flüchtlingen als Bleibe, dann als Schule und Sitz der Gemeindeverwaltung. Ab 1952 war es Eigentum des Rates der Gemeinde. In den 1960er Jahren entstanden in Usadel zwei neue, in Großblockbauweise errichtete Wohnblocks mit jeweils 12 Wohnungen für Genossenschaftsmitglieder (siehe Abb. 2). Als kleine Sensation galt das 1971 durch die MITROPA errichtete erste Motel der DDR an der ehemaligen F96 bei Usadel. Nach amerikanischem Vorbild konnten Gäste direkt mit dem Auto vor ihr Hotelzimmer fahren. Der Komplex, in dem viele Einheimische Beschäftigung fanden, wurde bis 1997 genutzt. Heute erinnern nur noch Ruinen an den ehemalig florierenden Betrieb. Das Usadeler Gutshaus erwarb 2002 der Neubrandenburger Unternehmer Jürgen Demmin, der bereits 2001 Teile des alten Gutes erworben hatte. Zukunftspläne, die auch eine touristische Nutzung vorsahen, konnten zunächst nicht umgesetzt werden, da Herr Demmin kurz nach der Sanierung des Hauses verstarb. Seine Erben verkauften das Haus im Jahr 2010. Die neuen Eigentümer führten die Pläne mit der Einrichtung von Wohnungen und Ferienwohnungen weiter. Auch die Schmiede wurde saniert und wird heute als Wohnhaus genutzt.

Zurück zur Übersicht oder weiter mit Prillwitz, Blumenholz oder Peckatel


Quellen

Abbildung 1: Antik- Falkensee (Hrsg.). Alte Ansichtskarte von Usadel. Link zum Bild

Abbildung 2: Krisch, W. 1964: Usadel. Blick auf ein Bauernhaus. Hrsg: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Link zum Bild.

Abbildung 3: HTW Berlin (Hrsg.). 2021: Postkarte Mitropa Hotel Usadel. Link zum Bild

Abbildung 4: QM3 UG (Hrsg.). 2021: Gutshaus Usadel. Link zum Bild.

Bort, H. 2001: Schlösser, die am Wege liegen. Unterwegs zu 101 Guts- und Herrenhäusern in Mecklenburg-Strelitz. Verlag & Vertrieb Dr. Michael Gust. Cw Obodritendruck GmbH. Schwerin. S. 317f.

Gemeinde Blumenholz (Hrsg.). 2010: Kalender "700 Jahre Usadel". Steffen GmbH. Friedland.

Granitzki, K., Körsten, H. 2010: 1310-2010 Usadel 700 Jahre. Einladung zum Jubiläumsfest.

Mitteldeutscher Rundfunk (Hrsg.). 2020: Usadel: Das erste Motel der DDR. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.05.2021.

QM3 UG (Hrsg.) 2021: Gutshaus Usadel. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 08.03.2021.

Privatarchiv Mösch: Vom Katen zum Landarbeiterhaus. Usadel im Kreis Stargard wird verschönert. In: Niederdeutscher Beobachter (Hrsg.) Nr. 31 (1936). Verlag für Standesamtswesen. Potsdam.