Die Entwicklung des Düngemitteleinsatzes in Mecklenburg
In Mecklenburg hatte der Mangel an Düngemitteln während des Ersten Weltkriegs Auswirkungen auf die Wahl der angebauten Feldfrüchte. Es wurde Roggen statt Weizen ausgesät, anspruchsvolle Kulturarten wie Zuckerrüben und Kartoffeln wichen dem Anbau von Getreide. Vermehrt wurden Hülsenfrüchte, Rotklee und Lupinen angebaut. Um Dünger einzusparen wurden Kleefelder in Weiden umgewandelt und Brachflächen nahmen zu (Niemann 2020: 92).
Zu Zeiten des Nationalsozialismus (1933-1939) hatten die Bauern höchstmögliche Erträge zu erwirtschaften. In besonderem Maße gefördert wurden die energiehaltigen, aber auch stark nährstoffzehrenden Hackfrüchte, die auch für die Schweinemast benötigt wurden. Um den Hackfruchtanbau zu intensivieren wurden 1937 die Preise für Stickstoff- und Kaliumdünger um ca. 25-30 % gesenkt. Des Weiteren gab es öffentliche Zuschüsse für Jauchegruben und Düngerstätten, sodass der anfallende Wirtschaftsdünger (Stallmist) besser genutzt werden konnte (Niemann 2020: 240 ff.).
Während des Zweiten Weltkriegs wurden große Mengen Pflanzenöl und -fett benötigt. Die Anbauflächen für Raps und Rübsen (Kreuzblütler zur Öl- und Futtergewinnung) nahmen stark zu. Wurden im Wirtschaftsjahr 1932/33 nur auf 6.000 ha Raps und Rübsen angebaut, lag der Flächenanteil 1944/45 bei 260.500 ha. Um den Anbau zu fördern wurden ab 1943 Sonderzuteilungen von Stickstoffdünger an die landwirtschaftlichen Betriebe ausgegeben. Genaue Zahlen finden sich diesbezüglich nicht (Niemann 2020: 338 f.). In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg waren Düngemittel rar. Es oblag der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) die Neubauern und Wirtschaftenden bei der Beschaffung von Düngemitteln zu unterstützen. Die mecklenburgischen Bauern erhielten 1945/46 im Vergleich zu 1938/39 nur 3,8 % des Phosphor- und 11,9 % des Stickstoffdüngers. Nur an Kaliumdünger mangelte es nicht. Ab 1948 stieg die Düngemittelverfügbarkeit wieder (Niemann 2020: 434, 437 f.).
In der DDR wurde der Einsatz von chemischen Mitteln in der Landwirtschaft stark gefördert. 50 % des staatlich geplanten Ertragszuwachses sollten durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und anorganischen Düngern erzielt werden. Die Chemieerzeugnisse hatten in den 1960er-Jahren bereits einen Anteil von über 40 % an den gesamten Materialkosten der Pflanzenproduktion (Schmidt 2009: 158, Niemann 2020: 575). In welchem Maß jedoch der erhöhte Einsatz von Düngemitteln an dem Ertragsanstieg seit 1950 beteiligt ist, lässt sich auf Grund der vielfältigen Faktoren in der Produktion nicht konkret abschätzen (Knittel et al. 2012: 14). Zwischen 1960 und 1970 stieg der Stickstoffeinsatz in der DDR von 38 kg/ha auf 78,7 kg/ha (Statistisches Amt der DDR 1955-1990). So war der Düngemitteleinsatz in den 1970er Jahren in der DDR wesentlich höher als in der BRD. Auch der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft der DDR im Bereich Chemie stieg von ca. 1 % im Jahr 1965 auf 4,5 % im Jahr 1982. Ab den 1970er Jahren gehörten Düngung und Pflanzenschutz zu den Aufgabenbereichen der sogenannten Agrochemischen Zentren (ACZ), die als zwischenbetriebliche Einrichtungen für das Gebiet mehrerer Betriebe zuständig waren. Lesen Sie hier mehr dazu. Der verstärkte Einsatz von Düngemitteln wirkte sich verstärkt negativ auf Natur und Umwelt aus. Mit dem stärkeren Einsatz organischer Düngemittel versuchte man ab dem Ende der 1970er Jahre den Folgen entgegenzuwirken (Heinz 2011: 280-281).
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Quellen
Abbildung 1: Kundler et al. 1970: 14.
Heinz, M. (2011): Von Mähdreschern und Musterdörfern – Industrialisierung der DDR-Landwirtschaft und die Wandlung des ländlichen Lebens am Beispiel der Nordbezirke. Metropol Verlag, Berlin.
Krenz, G. 1996: Notizen zur Landwirtschaftsentwicklung in den Jahren 1945-1990. Schwerin.
Krenz, G. 2002: „Land- und Waldwirtschaft bis Ende des 19. Jahrhunderts“ in: Die Geschichte von Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow. Gemeinde Hohenzieritz (Hrsg.): 10-18
Lange, E. 2002: „Landwirtschaft im 20. Jahrhundert“ in: Die Geschichte von Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow. Gemeinde Hohenzieritz (Hrsg.): 18-31.
Niemann, M. (2020): Beständiger Wandel – Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Mecklenburg von 1900 bis 2000. Hinstorff Verlag GmbH, Rostock.
Sachverständigenrat für Umweltfragen (Hrsg.) 1985: Sondergutachten „Umweltprobleme der Landwirtschaft“. Bonn Bad Godesberg.
Schmidt, K. (2009): Landwirtschaft in der DDR – VEG, LPG und Kooperationen – wie sie wurden, was sie waren, was aus ihnen geworden ist. Agrimedia GmbH, Clenze.
Statistisches Amt der DDR (Hrsg.): „Statistisches Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik" Bänder 1955-1990. Rudolf Haufe Verlag, Berlin.
Umweltbundesamt (Hrsg.) 2015: 20 Jahre SRU-Sondergutachten „Umweltprobleme in der Landwirtschaft“ – eine Bilanz. Dessau-Roßlau.