Entwicklung der Betriebsstrukturen in der Projektregion

Abb. 1 und 2 Artikel der Freien Erde aus den Jahren 1960 und 1963 über den Zuwachs bei der LPG Klein Vielen.
Abb. 3 Artikel der Freien Erde aus dem Jahr 1975 kurz vor dem Zusammenschluss der KAP Klein Vielen und der KAP Hohenzieritz.

Die landwirtschaftlichen Flächen innerhalb des Projektgebiets werden heute hauptsächlich durch das Landgut Luisenhof GmbH bewirtschaftet. Im Folgenden soll dargestellt werden, wie die Entwicklung der kleinbäuerlich strukturierten Landschaft in Folge der Bodenreform hin zu einem Betrieb mit etwa 4000 ha Nutzfläche erfolgte. Falls Sie Ergänzungen zu der hier dargestellten Entwicklung haben, freuen wir uns über Hinweise.

Die 1953 von sechs Bauern gegründete Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) „Karl Marx“ in Klein Vielen vergrößerte ihre bewirtschaftete Fläche (LF) bis Ende 1953 auf 198 ha. Knapp ein Jahr später waren es bereits 382 ha. Bis 1960 erhöhte sich die Nutzfläche der LPG auf 1.159 ha, von denen 818 ha als Ackerland genutzt wurden (Behrens 2020: 19 ff.). 1960 wurden in den umliegenden Dörfern drei LPG gegründet: die LPG „Einigkeit“ Peckatel, die LPG „Goldene Ähre“ Hartwigsdorf und die LPG „Freie Erde“ Adamsdorf. Im Laufe der 1960er und Anfang der 1970er Jahre schlossen sich diese der LPG Klein Vielen an. 1974 bildete sich eine Kooperative Abteilung (KAP) mit der LPG „Aufbau“ Dalmsdorf.

Die LPG „Aufbau“ Dalmsdorf wurde 1960 gegründet und bewirtschaftete 1963 ca. 310 ha LF. Auch hier erhöhte sich die bewirtschaftete Fläche innerhalb von zehn Jahren auf 1.112 ha im Jahr 1973. Die Fläche vergrößerte sich im Laufe der 1960er Jahre durch Beitritte der LPG „Einheit“ Dalmsdorf, „Glück Auf“ Dambeck, „Havelland“ Kratzeburg und „Karl Liebknecht“ Pieverstorf. 1972 kam die LPG „Grüne Wiese“ Granzin hinzu und 1974 folgte die LPG „Frohe Zukunft“ Krienke.

Nach Gründung der KAP Klein Vielen bewirtschafteten beide LPG 1975 zusammen 3.105 ha LF. 1976 schlossen sich die unter der KAP Klein Vielen agierenden Betriebe mit der KAP Hohenzieritz zur neuen großen KAP mit Sitz in Hohenzieritz zusammen (Archiv Luisenhof o. J.). Die Betriebsfläche der neuen Kooperation betrug nunmehr 5.950 ha, davon 4.600 ha Ackerland (Behrens 2020: 26).

Die KAP Hohenzieritz war 1972 entstanden. Der Ursprung der KAP findet sich im örtlichen Landwirtschaftsbetrieb (ÖLB) Hohenzieritz, der 1953 entstand und 1956 etwa 321 ha Land bewirtschaftete. Zum Jahr 1958 wurde der ÖLB in ein Volkseigenes Gut (VEG) des Bezirks Neubrandenburg umgewandelt (Lange 2002: 23). Im Laufe der Zeit schlossen sich die LPG „An der Lieps“ Prillwitz und „8. März“ Zippelow dem VEG an. 1963 trat die 1953 entstandene LPG „Frieden“ Hohenzieritz dem VEG bei. Durch diese Anschlüsse bewirtschaftete das VEG im Jahr 1970 1.200 ha Land. 1971 kamen noch 185 ha der 1960 gegründeten LPG „Völkerfreundschaft“ Hohenzieritz (Archiv Luisenhof o. J.) dazu. Im selben Jahr bildete das VEG mit den LPG „Fortschritt“ Weisdin und „Neuer Weg“ Usadel eine Kooperative Abteilung Technik (KAT), aus der 1972 die KAP Hohenzieritz hervorging. Diese bewirtschaftete 1974 über 2.400 ha LF (Archiv Luisenhof o. J.) und vereinigte sich wie bereits geschildert 1976 mit der KAP Klein Vielen zur großen KAP Hohenzieritz.

Zum Jahr 1980 wurde die große KAP schließlich in den selbstständigen Betrieb einer LPG (P) Hohenzieritz umgewandelt, die 1989 5.640 ha Land bewirtschaftete, davon 4.400 ha Ackerland (Behrens 2020: 30). Die LPG (P) Hohenzieritz vereinigte Flächen von mindestens 15 ehemaligen Betrieben unterschiedlicher Betriebsformen, wie LPG der Typen I und III, ÖLB und VEB (Archiv Luisenhof o. J.).

Nach der Wiedervereinigung 1990 gründete die LPG (P) am 15.12.1990 vier Tochtergesellschaften, um einer bevorstehenden Zerschlagung der LPG zuvorzukommen und gewerbliche Teile zu erhalten. Es entstanden die Brotgetreide und Rindfleisch Erzeugung GmbH Hohenzieritz, Klein Vielener Ölfrucht und Brotgetreide GmbH, Rindfleisch- und Milcherzeugungsgesellschaft Dalmsdorf GmbH, Landtechnik und Bauhof GmbH Hohenzieritz. Auf Grundlage des 1991 erschienen Landwirtschaftsanpassungsgesetz wandelte sich die LPG am 30.9.1991 in einer Umwandlungsversammlung in die Agrargenossenschaft „Luisenhof“ eG um. Heute bewirtschaftet der Betrieb eine landwirtschaftliche Nutzfläche von über 4.000 ha, von der sich mehr als 50 % im Eigentum des Betriebes befinden (Landgut Luisenhof 2022). Details zur Entwicklung nach der Wende finden sich hier in einem Beitrag zur Geschichte der Landwirtschaft in Klein Vielen (Lange 2002: 28 f.).

Zurück zur Übersicht


Quellen

Abbildung 1-3: Freie Erde 1960; 1963 und 1975. In: Materialsammlung zur Chronik der Gemeinde Klein Vielen. Ordner VI/VIII. Abschnitt Landwirtschaft.

Archiv Luisenhof eG, o. J.: Betriebskennzahlen. Hervorgehend aus den Betriebs- und Jahresabschlussberichten; Zeitstrahl der Betriebsgeschichte des Luisenhofs.

Behrens, H. 2020: 850 Jahre Klein Vielen. In: Dorfzeitung - Zwischen Lieps und Havelquelle. Heimatkundliches Jahrbuch des Klein Vielen e.V. 11: 3-34.

Landgut Luisenhof GmbH 2022: Geschichte Landgut Luisenhof. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 23.02.2022.

Lange, E. 2002: Landwirtschaft im 20. Jahrhundert. In: Gemeinde Hohenzieritz (Hrsg.): Die Geschichte von Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow: 18-31.