Erinnerungen zur Landschaftsdiagnose
Im Studium habe ich dann 1952 von der „Landschaftsdiagnose“ unter Reinhold Lingner erfahren. Es wurden Kartierer für die Aufnahme von gehölzentblößten Flächen in bestimmten Regionen Brandenburgs gesucht. [...] Ich war mit dem Fahrrad einige Wochen im Fläming und im Oderbruch als Kartierer unterwegs, habe auf Messtischblättern diese verschiedenen Flächen kartiert und dazu kleine Berichte geschrieben. Mein Betreuer war Hermann Göritz aus Potsdam, der dann zur Berichterstattung aufgesucht wurde und eine entsprechende Anleitung gab. Auf die Weise habe ich natürlich sehr viele Landschaften in diesen Regionen kennen gelernt. Das war mein erster bescheidener Beitrag zur Landschaftsdiagnose, die dann ja einige Jahre brauchte, bis sie als Veröffentlichung mit Plänen und entsprechenden Berichten und Bewertungen vorlag. Die Landschaftsdiagnose war eigentlich erst einmal die Stufe der Bestandsaufnahme, der Analyse der Landschaft. Ich kann nur davon sprechen, was ich da gemacht habe. Wir hatten vor allen Dingen die Aufgabe, die gehölzentblößten Flächen aufzusuchen und nach einem bestimmten Schlüssel einzuschätzen, in welchen Strukturen die Gehölze dort vorkamen. Das sollte Grundlage für spätere Maßnahmen der weiteren landschaftsgestalterischen Bearbeitung, Ausstattung und Gliederung sein.
Professor Pniower hatte ja schon seit 1948 unabhängig von der Landschaftsdiagnose die Vorstellung entwickelt, „Beispiellandschaften“ zu schaffen. In denen sollte zunächst in sehr komplexer Weise der Zustand der Agrar- und Forstfluren untersucht werden, was wiederum Grundlage sein sollte für die weitere landschaftsgestalterische Bearbeitung. Ziel war es vor allen Dingen, für die dort lebenden Menschen die Lebensverhältnisse in diesem ganzen Gebiet zu verbessern, durch die Erhöhung der Ertragsfähigkeit der Böden, durch die Verbesserung der mikroklimatischen Bedingungen, durch Windschutzpflanzungen und Ähnliches, durch Einführung neuer Fruchtarten, Obstbau und Gemüsebau und ähnliche Dinge. Das sollte auch in Gemeinschaftsarbeit mehrerer Institute erfolgen, wobei aber das Institut für Garten- und Landeskultur die Federführung übernahm, um die Einzeluntersuchungen der verschiedenen Spezialdisziplinen wie Betriebswirtschaft, Botanik, Pflanzensoziologie, Meteorologie, Agrarmeteorologie, Obstbau, Acker- und Pflanzenbau, Städtebau, Dorfplanung zu einer Synthese zu bringen. Es war ein häufig gebrauchter Ausspruch, dass der Landschaftsarchitekt der „Synthetiker“ sein muss, der aus den Detailangaben der verschiedensten Bereiche und Institute eine Einheit schafft und das in optimaler Weise in der Landschaft und in der Praxis durch entsprechende Projekte umsetzt.