Prof. Dr. Klaus Dietrich Gandert
Erinnerungen zur Arbeit des Zentralen Fachausschusses Dendrologie und Gartenarchitektur in der Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR
Der Zentrale Fachausschuss ist 1953 ins Leben gerufen worden und hieß zunächst “ZFA Dendrologie“. Später, nachdem Herr Bier die Leitung übernommen hatte, ich glaube, das war nach 1958, ist er umbenannt worden in „Fachausschuss Landschaftsgestaltung, Naturschutz und Dendrologie“. Das bot sich zunächst an, weil wir ja die Gehölzverwendung auch sehr stark auf die Landschaft orientierten und damals das Pappelprogramm und alle möglichen anderen Aktionen durchgeführt und feldschützende Pflanzungen gefordert wurden. Das hat sich dann aber organisatorisch nicht so bewährt und später wurden aus diesem zusammengelegten Fachausschuss wieder zwei verschiedene, eigenständige Zentrale Fachausschüsse. Wir haben uns dann umbenannt in „Zentraler Fachausschuss Dendrologie und Gartenarchitektur“, um auch die Zusammenhänge mit dem Parkaktiv zu betonen und mit der Tatsache, dass viele der von uns aufgesuchten oder gepflegten Bäume und Baumarten in historischen und ländlichen Parken standen. Der Zentrale Fachausschuss bestand aus etwa zehn ausgewiesenen Fachleuten der Landschaftsarchitektur, aus Baumschulen, Forstwirtschaft, Botanik und anderen naheliegenden Fachgebieten. Dazu kamen dann später noch die Bezirks-Fachausschussvorsitzenden. Dem Zentralen Fachausschuss gehörten auch der „Zentrale Arbeitskreis Rosen“ und später der „Zentrale Arbeitskreis Rhododendron“ an. Das „Zentrale Parkaktiv“ kümmerte sich um die zahlreichen ländlichen und historischen Parkanlagen. Es waren angeblich fast 2.000 Anlagen, die auf dem Gebiet der DDR existierten. Später, in den 1970er oder 1980er Jahren, gab es den „Zentralen Arbeitskreis Bonsai“. [...] Und es gab noch einen kleinen aber feinen „Freundeskreis Ginkgo biloba“. [...]
Der Zentrale Fachausschuss Dendrologie hatte die Aufgabe, die Veranstaltungen für die Öffentlichkeit zu planen. Das waren in erster Linie die Zentralen Jahrestagungen, es gab ja auch noch Bezirkstagungen. [...] Die Tagungen fanden zunächst jährlich statt. Ab 1970/1975 wurde aus Kostengründen der Abstand vergrößert. Ab 1980, als ich dann die Leitung übertragen bekam, fand alle drei, vier Jahre eine Tagung statt. Unter meiner Leitung sind drei Tagungen veranstaltet worden.
Der größere Teil der Tagungsteilnehmer waren Laien, die aus Interesse an Gehölzen daran teilnahmen. Es ging ja nicht nur darum, Gehölzkenntnisse zu vermitteln. Die Verwendung der Gehölze für bestimmte Zwecke sollte dargestellt und auch in Bezug zu den Bepflanzungsproblemen in der jeweils gerade besuchten Region gebracht werden. Die angewandte Dendrologie stand also im Vordergrund und nicht so sehr die mehr botanisch oder systematisch orientierte Dendrologie. Natürlich fand das Ganze immer auf wissenschaftlich exakten Grundlagen statt. Das Hauptanliegen war aber, die Beteiligten mit der Verwendung der Gehölze bekannt zu machen, mit ihrer Einführungsgeschichte, mit den kulturellen und geschichtlichen Bezügen. Das ist eigentlich immer ganz gut gelungen und wurde dann ab 1975 auch in den „Beiträgen zur Gehölzkunde“ teilweise dokumentiert.
Die einzelnen Zentralen Arbeitskreise haben neben den Tagungen des Zentralen Fachausschusses natürlich auch ihre eigenen Veranstaltungen gemacht. Das „Zentrale Parkaktiv“ zum Beispiel veranstaltete auch in mehrjährigen Abständen die Zentralen Parktagungen und dazwischen Parkseminare. Man suchte sich einen gefährdeten Park aus, der auf diese Weise auch restauriert werden konnte. Oder zumindest konnte man eine „Initialzündung“ für die weitere Restaurierung von verwilderten oder vernachlässigten Parkanlagen geben. Das waren meistens ländliche Anlagen, nicht die großen historischen Parkanlagen, die ja eigene Parkverwaltungen hatten. Es ging darum, den örtlichen Beteiligten oder Interessierten die notwendigen Kenntnisse und Arbeitsweisen zu vermitteln. Die schlossen sich dann in einem örtlichen „Parkaktiv“ zusammen und mussten über Jahre die eigentliche Arbeit zur Erhaltung der Parkanlagen machen. War die Anlage denkmalgeschützt, musste sie in der historisch bedingten Art und Weise restauriert werden. Man musste also auf einen bestimmten historischen Zustand und eine räumliche Konzeption hinarbeiten. In diesen Parkseminaren wurde eine theoretische Einführung gegeben, etwas zur Geschichte und zur Gartendenkmalpflege. Dann wurde der Park eingehend besichtigt. Die ganzen Probleme wurden vor Ort erläutert und ein, zwei Tage war dann Arbeitseinsatz. Das hat eben auch viele junge Leute begeistert, die nicht nur immer „berieselt“ werden, sondern die auch selber etwas verändern wollten. So waren die Einsätze immer sehr gut besucht. Ausgewiesene Fachleute haben die Einsätze angeleitet, haben ihre Arbeitsgeräte mitgebracht. Manchmal waren schon nach einem Tag erhebliche Veränderungen zu erleben. Vor allem der Wildwuchs konnte beseitigt und die ursprünglichen räumlichen Strukturen eines Parkraumes wieder sichtbar gemacht werden. Das war eine sehr interessante und wichtige Arbeit.
Ansonsten hat dieser Fachausschuss natürlich Beratungsfunktionen übernommen, bei der Erarbeitung gesetzlicher Grundlagen mitgearbeitet. Ich habe zum Beispiel an der „Baumschutzordnung“ über ein Jahr lang mit dem Naturschutzreferat des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft, zusammengearbeitet, das damals dafür verantwortlich war. Dann gab es eine Verordnung zum Schutze der Parkanlagen. Auch beim Landeskulturgesetz und beim Denkmalpflegegesetz wurde im Hinblick auf die Gartendenkmalpflege beraten.
Bezirksfachausschüsse gab es formal in allen Bezirken, sie haben aber mit unterschiedlicher Intensität gearbeitet. Besonders gut war das in Sachsen, in Mecklenburg im Bezirk Rostock, in einzelnen Bezirken Thüringens, in Brandenburg vor allen Dingen im Potsdamer Bereich. Also es war unterschiedlich, aber überall wurde etwas gemacht.
Literatur zum Weiterlesen
Gandert, K.-D.: Die Tätigkeit des Zentralen Fachausschusses Dendrologie und Gartenarchitektur. In: Behrens, H. & Auster, R. (Red.), Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. (Hg.): Naturschutz in den Neuen Bundesländern - Ein Rückblick. Berlin 2001: 167-195.
Behrens, H. und Hoffmann, J. (Hg..): Naturschutzgeschichte(n) – Lebenswege zwischen Ostseeküste und Erzgebirge. Friedland 2013.
Zur Person
14.09.1925-31.12.2018
Studium in der Fachrichtung Garten- und Landeskultur an der Humboldt-Universität zu Berlin
1953 bis 1991 Tätigkeit an den Instituten für Garten- und Landeskultur und für Gartengestaltung der Humboldt-Universität zu Berlin. seit 1991 im Ruhestand bei gleichzeitiger Fortsetzung der Vorlesungen im Lehrauftrag bis 1997
Ehrenamtliche Tätigkeiten u.v.a.: 1980 bis 1990 Vorsitzender des Zentralen Fachausschusses Dendrologie und Gartenarchitektur in der Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR