Anne Wächter
Erinnerungen zur Naturschutzarbeit im Bezirk Dresden
Gern habe ich mich den Aufgaben auf dem Gebiet des Naturschutzes gewidmet, wohl auch aufgrund meiner landwirtschaftlichen, mit der Natur verbundenen Ausbildung. Die Ausgangssituation im Bezirk Dresden war positiv. Zu Beginn meiner Tätigkeit 1975 waren nahezu alle Naturschutzgebiete (NSG) und Landschaftsschutzgebiete (LSG) ausgewiesen. Zu verdanken war dies der verantwortungsvollen Arbeit der ehrenamtlichen Naturschützer sowie dem Wirken der Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Dresden des Instituts für Landschaftsforschung und Naturschutz Halle (ILN). Die naturschutzfachliche Betreuung war im Bezirk gut abgesichert. Wir hatten mit Heinz Kubasch als Bezirksnaturschutzbeauftragten (BNB) eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit viel Fachwissen und Engagement. Er hat über Jahrzehnte die ehrenamtliche Naturschutzarbeit geprägt und ein festes Kollektiv der Kreisnaturschutzbeauftragten (KNB) geschaffen. Wohl darauf ist zurückzuführen, dass in der Region des ehemaligen Bezirkes Dresden bis heute der ehrenamtliche Naturschutz nahezu flächendeckend funktioniert. Ebenso positiv war, dass die Naturschutzgebiete gegenüber wirtschaftlichen Interessen als weitgehend tabu betrachtet wurden. Leider hat sich das später in der Lausitz mit der Ausweitung des Kohletagebaus, vor allem in jüngster Zeit, geändert. Außerdem war der Flächenanteil im Bezirk relativ gering, sodass sich Begehrlichkeiten in Grenzen hielten.
Etwas anders zeigte sich die Situation bei den Landschaftsschutzgebieten. Deren Festsetzung war im großen Umfang erst nach Verabschiedung des Naturschutzgesetzes von 1954 erfolgt. Bis dahin hatte es nur wenige Schutzgebiete gegeben, die in etwa dem späteren Landschaftsschutz entsprachen. Die großflächigen Landschaftsschutzgebiete aus den 60-,70er Jahren hatten völlig andere Dimensionen. Wahrscheinlich war bis zu diesem Zeitpunkt ein umfassender Schutz der Landschaft auch nicht erforderlich, da die Art der Landnutzung meist nicht im Widerspruch dazu stand. Mit dem Übergang zur Großraumwirtschaft und der damit einhergehenden Intensivierung hatten sich jedoch die Bedingungen geändert. Allein wegen ihres hohen Anteils an der Fläche des Bezirkes waren die Betreuungsmöglichkeiten mit denen der Naturschutzgebiete nicht vergleichbar. Immerhin gab es 1975 im Bezirk Dresden 43 Landschaftsschutzgebiete, die rund 27% der bezirklichen Fläche umfassten. Für bedeutungsvoll halte ich, dass entsprechend der Naturschutzgesetzgebung die Orte eingebunden waren; die Beziehungen zwischen Landschafts- und Ortsbild als schützenswert galten. In den späteren Landschaftspflegeplänen sind außerdem Bebauungsgrenzen festgeschrieben worden. In ausgewählten Landschaftsschutzgebieten wurden prägende Kulturdenkmale hervorgehoben, damit wurde die Kulturlandschaft in den Mittelpunkt gestellt. Beispiele sind die LSG „Friedewald und Moritzburger Teichgebiet“, „Seifersdorfer Tal“ oder „Großsedlitzer Elbhänge“.
Literatur zum Weiterlesen
Behrens, H. und Hoffmann, J. (Hg..): Naturschutzgeschichte(n) – Lebenswege zwischen Ostseeküste und Erzgebirge. Friedland 2013.
Zur Person
geboren 1931 in Bothenheilingen
landwirtschaftliche Ausbildung (Lehre, Besuch der landwirtschaftlichen Fachschulen in Langensalza und Eisenach, Studium der Landwirtschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena); 1972 Promotion
Arbeit in der Gemüsezüchtung und in der Zentralstelle für Sortenwesen; 1966 bis 1974 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der LPG-Hochschule Meißen; 1975 Berufung zum Mitglied des Rates des Bezirkes Dresden für Umweltschutz und Wasserwirtschaft; 1985 bis 1991 Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der ILN-Arbeitsgruppe Dresden; seit 1991 im Ruhestand