Das Team des Lernnetzwerk Ernährung fasst es treffend zusammen: „Das Jahr 2020 beugt sich herab, obwohl es keine Zeit hatte, richtig zu erwachen. In den Widrigkeiten und der sehr schweren Zeit für unsere Partner in der Region konnte der regelmäßige Kontakt über Telefon und Videogespräche neue Ideen entstehen lassen, die wir gemeinsam im nächsten Jahr erwecken werden.“
Das Reallabor Gemeindearbeit und Digitalisierung (GENIUS) ergänzt aus seiner Arbeit: „Ein Jahr mit sozialer Distanz entfernt auch die sozialwissenschaftliche Forschung von ihrem Gegenstand - den Menschen in der Region. Hoffen wir, dass nach den Arbeiten über die Strukturen und Kulturen des Dörflichen im Nordosten bald wieder mit und für die Einwohnerinnen und Einwohner nach solidarischen Lösungen für die Probleme des Alltags partizipativ gesucht werden kann - analog und digital.“
Diesen beiden Aussagen kann sich das Managementteam nur anschließen. Die Regionalkonferenz musste verlegt werden, dennoch konnten wir hinter den Kulissen einiges vorantreiben: Ein Fokus lag auf der Halbzeitevaluation der Teilvorhaben. Der Entwurf für den Gesamtbericht ist fertiggestellt und wird nun an externe Gutachter*innen verschickt. Des Weiteren unterstütze das Managementteam die Teilvorhaben bei der Umsetzung ihrer Ideen und Aktivitäten. Neue digitale Wege für Teamtreffen und Konferenzen wurden geschaffen, die Kommunikationsstrukturen mit Social-Media-Aktivitäten und einem Erklärfilm ergänzt sowie die Zusammenarbeit mit dem Digitalen Innovationszentrum Neubrandenburg (DIZ) intensiviert. Darüber hinaus war die Einberufung der hochschulinternen „AG Transfer“ ein zentraler Meilenstein. Die Arbeitsgruppe besteht aus Vertreter*innen der Hochschulleitung, allen zentralen Struktureinheiten und Fachbereichen. Sie haben vor, die Transferstrategie der Hochschule Neubrandenburg (HS NB) fortzuschreiben sowie die Grundlagen zur Entwicklung institutioneller Transferstrukturen zu schaffen. Geplant ist weiterhin ein Transferbericht über die Jahre 2018 bis 2022 und die thematische, strategische Strukturierung, Verankerung und Sichtbarmachung der HS-Transferaktivitäten mittels einer Dachmarke.
Netzwerkaufbau bei Kontaktbeschränkungen verlagerten auch bei der One-Stop-Agency (Vernetzungsstelle des Managementteams) fast alle Arbeitsgruppen und Netzwerktreffen ab März 2020 zunächst ins Digitale. Um das Ehrenamt an der Hochschule zu stärken, wurde die Homepage konzipiert und geschaltet. Im Oktober begann die neue Reihe von Austausch- und Vernetzungstreffen von Drittmittelprojekt-Mitarbeitenden der HS NB zunächst noch in Präsenz. Der Bedarf an Austausch war riesig, die Resonanz auf das Treffen beeindruckend. Die Austauschtreffen werden fortgesetzt und finden unter dem Motto "Transfer in progress" ab Dezember 2020 vorerst 14tägig im digitalen Raum statt.
Die Transferstelle Daseinsvorsorge sammelte eifrig einschlägiges Material (Publikationen, Links, gute Beispiele) für das geplante online-gestützte Informationsportal „Daseinsvorsorge“ und führte eine Bedarfsermittlung bei den potenziellen Nutzer*innen durch. Das Portal soll 2021 online gehen. Eine umfangreiche Zwischenevaluation der Tätigkeiten wurde erarbeitet. Die Transferstelle hat dabei in verschiedenen Vorhaben mitgearbeitet und dort für die regionalen Akteure unterschiedliche „Leistungen“ erbracht, die sich mit den Schlagworten Information – Unterstützung – Begleitung zusammenfassen lassen.
Das Reallabor Familienbildung hat sich in Form einer Fachstelle als Wissensknotenpunkt zwischen der Hochschule Neubrandenburg und diversen (freien und öffentlichen) Trägern der Familienförderpraxis in MV fest etabliert und arbeitet beständig an der Weiterentwicklung der Praxen vor Ort. Ein Highlight war die Veranstaltungswoche "FamilienARTen in Kunst und Wissenschaft" als Verbundprojekt zwischen dem Reallabor Familienbildung und dem Dialog Hochschule-Gesellschaft: Kunst. In diesem gelang es, neben der projektinternen thematischen Vernetzung eine Verbreiterung bei den daran beteiligten gesellschaftlichen Akteuren zu schaffen, die sich mit Fragen rund um Familie und mit Familienbildung beschäftigen. Dadurch erzeugten die Veranstalter substantielle Synergien für die Region. Darüber hinaus wird das Reallabor Familienbildung auch in der wissenschaftlichen Community verstärkt wahrgenommen und für Vorträge sowie Publikationen angefragt.
Auch der Dialog Hochschule – Gesellschaft: Kunst sieht die Veranstaltung „FamilienARTen“ als das größte Highlight des Arbeitsjahres. Hier die Dokumentation in Form eines kleinen Films.
Weniger erfreulich war die pandemiebedingte Verschiebung des KunstGenuss-Tages – trotz einjähriger Vorarbeit gemeinsam mit dem Reallabor Kleinproduzenten – auf den 6. Mai 2021. Von den vier geplanten KunstPausen (Mittagstreffen mit regionalen Künstler*innen, die die Wechselausstellung im HKB-Büro von HiRegion gestalten), konnte nur eine wie gewohnt stattfinden. Die anderen drei blieben „lediglich“ Ausstellungen mit reduzierten Öffnungszeiten. Die Möglichkeit mit den KünstlerInnen ins Gespräch zu kommen – so der Ursprungsgedanke des Formates – musste leider entfallen.
Die Bedeutung der Arbeit des Reallabors Kleinproduzenten wurde in 2020 besonders unterstrichen, denn spätestens mit dem ersten Lockdown, rückte die Relevanz von regionalen Online-Anbietern vermehrt ins Bewusstsein der Gesellschaft. Das Team des Reallabors arbeitet an einer Online-Lösung für Kleinst- und Hobbyerzeuger. Das Vorhaben versucht einen Ansatz zu entwickeln, dessen Fokus weniger auf Marketing als auf Austausch liegt, damit auch die kleinsten Erzeuger Gehör finden. In einer Fallstudie ermittelte das Team in diesem Jahr Umfang und Motivation der Lebensmittel-erzeuger in unserer Region. Teile der Ergebnisse wurden von der „Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e.V.“ (GEWISOLA) veröffentlicht. Zudem stellte sich das Projekt in dem vom BMBF geförderten Magazin „Suffizienz an deutschen Hochschulen“, umgesetzt durch das Netzwerk N, vor und vernetzte sich mit anderen Hochschulprojekten.
Das Reallabor Leben im Alter baute Anfang des Jahres erste Kontakte zu möglichen Praxispartner*innen in der Modellregion Friedland auf und interviewte erste Senioren*innen. Den Kontakt zu möglichen Praxispartner*innen hielt das Team via Videokonferenz und Telefon weiterhin aufrecht. Tablets sowie eine Software mit besonderer Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Senior*innen (PAUL- Persönlicher Assistent Für Unterstützes Leben) wurden beschafft. Im kommenden Jahr werden diese in Friedland und Umgebung getestet. Hierfür sucht das Team weitere Fachpraxispartner*innen aus Medizin, Therapie und Pflege sowie teilnehmende Senioren*innen.
Der Nachbarschaftsfahrdienst ELLI des Reallabors Mobilität war im Lockdown während des Frühjahrs eine wichtige Stütze für die Bewohner*innen im Elde-Quellgebiet und blickt stolz auf 1.500 beförderte Fahrgäste in diesem Jahr zurück.
Auch das Lernnetzwerk Bildung stand vor der Herausforderung, sich entgegen aller Projektpläne auf kurzfristige Änderungen einzustellen und neue, ungewohnte Formen der (Zusammen-)Arbeit auszuprobieren. Mit externen Partnern gestaltete sich das zum Teil schwierig. Umso erfreulicher ist es, dass der erste große Meilenstein des Teilvorhabens Lernnetzwerk Bildung, die Konzeptentwicklung eines Tools zur Erhebung von Ausbildungsbedarfen mit dem Partner Geoware Monitoring GmbH, erfolgreich umgesetzt werden konnte.
Ganz im Zeichen der Digitalisierung stand die Arbeit des Reallabors Quartier. In Kooperation mit dem Projekt "Digitale Nachbarschaft" hat im Stadtteilbüro Oststadt ein DiNa-Treff eröffnet und ist damit eine von bundesweit 50 Anlaufstellen zu digitaler Stadtteilarbeit. Zur Förderung digitaler Kommunikation in urbanen Quartieren wurde gemeinsam mit dem Reallabor GENIUS über die Dialogzentrale von Zebralog eine Plattform ausgewählt, die im kommenden Jahr erprobt und evaluiert werden soll. Und nicht zuletzt ist das Reallabor Quartier aktiv im Thema Ehrenamt: Gemeinsam mit der Ehrenamtskoordinatorin der Stadt Neubrandenburg und der One Stopp Agency (HiRegion) entwickelte das Team eine Umfrage, um mehr über Bedarfe und Wünsche in Sachen Ehrenamt zu erfahren.
Wenig Auswirkung hatten die Einschränkungen auf die Arbeit des Reallabors Landschaft: Aus bereits im vergangenen Jahr geführten Zeitzeug*innengesprächen, erarbeiten die Mitarbeitenden persönliche Geschichten, die unterschiedliche Blicke und Erfahrungen in der Landschaft zwischen Lieps und Havelquelle wiedergeben. Sie sollen in 2021 in Form eines illustrierten Buches zur erlebten Landschaftsgeschichte veröffentlicht werden. Die vom Kooperationspartner Klein Vielen e.V. geplante Jubiläumsfeier "850 Jahre Adamsdorf" sowie die Landschaftskonferenz des Reallabors fanden unter Auflagen statt und erfreuten sich reger Besucherzahlen. Ein weiteres Highlight dieses Jahres stellt das Internetportal "Landschaft hat Geschichte" (https://www.hs-nb.de/iugr/landschaft-hat-geschichte/) dar, das im Herbst online gegangen ist und stetig erweitert wird.
Vor größere Herausforderungen stellte die Pandemiesituation den Dialog Hochschule – Gesellschaft: Migration, dessen Hauptaufgabe diePsychosoziale- und Bildungsberatung für geflüchtete Menschen ist. Die Beratungen unterlagen strengen Hygienevorschriften und konnten zum Teil nur telefonisch durchgeführt werden. Gleichzeitig führte das Teilvorhabens das Videodolmetschen ein, was eine höhere Qualität und größere Flexibilität hinsichtlich der Durchführbarkeit psychosozialer Beratung sichert. Darüber hinaus arbeitete das Team an einer quantitativ und qualitativ basierten Evaluation, d. h. es wurden Fragebögen zur Beratungszufriedenheit verschickt und im Rahmen von studentischen Forschungsprojekten werden Falldokumentationen ausgewertet. Zusätzlich bereiten die Mitarbeitenden eine Publikation für ein amerikanisches Handbuch vor. Die Einreichung ist für das Frühjahr 2021 geplant. Im Rahmen der Bildungsberatung für geflüchtete Frauen ist seit diesem Jahr eine Informationsbroschüre in Arbeit. Sie soll ab Mitte 2021 ein optionaler Wegweiser für geflüchtete Frauen in Neubrandenburg sein.
Wir blicken also mit gemischten Gefühlen auf das Jahr 2020 zurück. In einigen Projekten mussten wir innehalten und umdenken, andere konnten zielgerichtet weitergeführt werden. In jedem Fall haben wir viel gelernt: In Bezug auf Arbeitsweisen, Prioritäten und Notwendigkeiten, aber auch in Bezug auf uns und unsere Mitmenschen. Wir wünschen Ihnen, dass Sie das Gute des Jahres in Erinnerung behalten. Bleiben Sie gesund!
Ihr HiRegion-Team