DAAD Projekt "Leadership und Advocacy: Kompetenzentwicklung für die Sozial- und Gesundheitsberufe"
Abschlusskonferenz in Amman: Interkultureller Austausch mit bleibenden Eindrücken
Wie können Student*innen optimal auf Führungsrollen in Sozial- und Pflegeberufen vorbereitet werden? Und welche Kompetenzen sind entscheidend, um diese Rollen erfolgreich auszufüllen? Diese zentralen Fragen standen im Fokus der Abschlusskonferenz des internationalen Projekts „Leadership and Advocacy in Sozial- und Pflegeberufen“, die vom 2. bis 7. November 2024 in Amman, Jordanien, stattfand.
Die aus dem Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung teilnehmenden Studierenden stellten Ihre Forschungsergebnisse vor.
Das von der DAAD-Initiative „Hochschuldialog mit der islamischen Welt“ geförderte Projekt vereint Partnerhochschulen aus Deutschland, Jordanien und Palästina: die Hochschule Neubrandenburg, die Hochschule Magdeburg-Stendal, die Al-Balqa Universität in Salt, die Deutsch-Jordanische Universität in Amman und die An-Najah Universität in Nablus.
Fachlicher Austausch und kulturelle Highlights
Im Rahmen der Konferenz fanden intensive Fachdiskussionen an der Deutsch-Jordanischen Universität und der Al-Balqa Universität statt. Ergänzend dazu erhielten die Teilnehmenden durch den Besuch des Holy Land Institute, einer Einrichtung für gehörlose und taubblinde Kinder, Einblicke in die soziale Arbeit vor Ort.
Besondere Akzente setzte der interkulturelle Austausch bei gemeinsamen Exkursionen: Die Gruppe erlebte die Schwerelosigkeit im Toten Meer, ließ sich von der historischen Felsenstadt Petra verzaubern und verbrachte eine unvergessliche Nacht unter dem Sternenhimmel der Wüste Wadi Rum. Diese Erlebnisse förderten nicht nur den Dialog über kulturelle und akademische Unterschiede, sondern hinterließen auch tiefe persönliche Eindrücke.
Stärkung interkultureller Beziehungen
Die Abschlusskonferenz bot den Teilnehmer*innen eine Plattform, um gemeinsame Lösungsansätze für Herausforderungen in Sozial- und Pflegeberufen zu entwickeln und gleichzeitig ein besseres Verständnis für die kulturellen und akademischen Besonderheiten der Partnerländer zu gewinnen. Die jordanische Gastfreundschaft und die beeindruckende Vielfalt des Landes bereicherten das Programm zusätzlich.
Durch die persönlichen Begegnungen und den intensiven Austausch konnten die Beziehungen zwischen den Partnerhochschulen vertieft und interkulturelle Kompetenzen gestärkt werden.
Die Konferenz war nicht nur ein akademischer Erfolg, sondern auch eine wertvolle Erfahrung, die die Schönheit Jordaniens und das reiche kulturelle Erbe der Region in den Mittelpunkt stellte. Sie hinterlässt bleibende Eindrücke und unterstreicht die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit in Bildung und Forschung.
Projektleitung: Frau Prof. Dr. Susanne Dreas, Frau Prof. Dr. Steffi Kraehmer
Studie über demokratiegefährdende Strukturen veröffentlicht
Die Demokratie in der Region Rostock wird durch rechtsextreme Akteure und Strukturen gefährdet, das belegt eine aktuelle Studie der Professorinnen Dr.in Christine Krüger und Dr.in Júlia Wéber von der Hochschule Neubrandenburg.
„Wenn nicht Rostock, dann Hamburg oder Berlin“
Analysiert wurden die Hansestadt sowie der Landkreis Rostock. Insbesondere im ländlichen Raum habe sich die rechtsextreme Szene stark vernetzt, u. a. in völkische Siedlungen. Mit Erstarkung dieser Strukturen steigt die Bedrohung für zivilgesellschaftlich organisierte Einrichtungen und Einzelpersonen, die sich für Vielfalt, Antidiskriminierung und Geflüchtete einsetzen. In für die Studie geführten Interviews haben sich Expert*innen „um Zurückhaltung beim Erzählen von Einzelfällen bemüht, damit sie und ihre Institutionen/Einrichtungen trotz der Pseudonymisierung nicht erkannt werden“. Gleichzeitig wird aber deutlich, dass Rostock für viele von Rassismus betroffene Menschen als alternativloser Wohnraum in Mecklenburg-Vorpommern wahrgenommen wird: „Wenn nicht Rostock, dann (…) geh ich nach Hamburg oder Berlin“, heißt es in dem Bericht.
Die Heimat, Neue Stärke Partei & Der III. Weg – Meck-Pomm als Heimat für rechtsextreme Parteien
Die Studie „Demokratiegefährdende Strukturen und Akteure in der Region Rostock und die Gefährdung der Demokratie vor Ort“ beleuchtet außerdem das Parteienspektrum in Mecklenburg-Vorpommern. Das Bundesland ist Heimat für rechte und extrem rechte Parteien und Vereine, die immer mehr Personen erreichen. Ihre radikalen Ideologien werden im öffentlichen Raum präsenter, dadurch normalisiert. Die Studie im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gilt nun als wissenschaftliche Grundlage für die weitere Arbeit.
04. Juli. 2024: Ein Experiment auf hoher See - Nachhaltigkeitsprotokoll einer Exkursion
Eine Studierendengruppe der Hochschule Neubrandenburg unter Leitung von Prof. Christine Krüger und Prof. Thomas Markert, Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung, führte eine sechstägige Exkursion auf dem Traditionssegelschiff "Engelina" durch, um nachhaltige Bildungsreisen in der Praxis zu erforschen. Ziel war es, Erfahrungen dahingehend zu sammeln, wie komplexe Nachhaltigkeitsziele wie Klimaschutz, Soziale Gerechtigkeit, nachhaltiger Konsum und Bildung zueinander stehen, wenn eine möglichst umweltschonende Reise für junge Menschen organisiert wird. In der Gesamtgruppe vereinbarte Grundprinzipien waren:
- möglichst geringer CO2-Ausstoß bei An-/Abreise und Motorfahrten mit dem Schiff
- vegetarische Ernährung
- max. 50 EUR Verpflegungskosten pro Person, inkl. Verpflegung der 2-Personen-Crew
Die Gruppe entschied sich aufgrund der zusätzlich durch Baustellen schlechten Bahnverbindung nach Kappeln in Schleswig-Hollstein und nach CO2-Analysen der Mobilitätsvarianten für eine gemischte Anreise mit einem vollbesetzten Kleinbus und zwei Anfahrten per Zug, da dies den geringsten CO2-Ausstoß verursachte. Die Motorfahrten des Schiffs verursachten erhebliche Emissionen (10 Liter Diesel pro Stunde = 26,5 kg CO2).
Die Verpflegung stellte eine Herausforderung dar. Mit einem Gesamtbudget von 550 EUR wurde auf regionale und Bio-Produkte geachtet, jedoch mussten aufgrund von Verfügbarkeit und Preis auch Kompromisse gemacht werden. Wir errechneten: Die vegetarische Ernährung sparte CO2, aber eine Stunde Motorfahrt neutralisierte diese Einsparung. Die Gruppe führte z.T. lange Diskussionen deren zentraler Punkt der Konflikt zwischen Nachhaltigkeit und Komfort waren: z. B.: eine Stunde Motorfahrt mit dem Schiff an einem Tag, um am nächsten Tag nicht um 4 Uhr aufstehen zu müssen um dieselbe Strecke zu segeln.
Die Exkursion zeigte, dass die Mobilität der größte Hebel für die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks ist. Die Reise erzeugte insgesamt ca. 600 kg CO2 für 11 Personen, was pro Kopf und Tag etwa 9 kg CO2 entspricht. Die Bilanz unterstreicht die Notwendigkeit, alle Aspekte einer Reise – von der Anreise bis zur Verpflegung – kritisch zu hinterfragen und stetig nach Verbesserungen zu suchen. Diese Exkursion lieferte wertvolle Erkenntnisse und verdeutlichte die komplexen Abwägungen, die für nachhaltige Bildungsreisen erforderlich sind. Wir planen eine Wiederholung im Studienjahr 2024/25 im Rahmen der Projektwerkstatt im Bachelor Soziale Arbeit, um das Thema nachhaltige Bildungsreisen weiter zu erforschen. Studierende anderer Studiengänge der Hochschule können sich wieder gern als Interessenten zum Mitsegeln melden.
19. Juni 2024: Reisebericht zum Besuch der Universität Georgia
„The School of Social Work at the University of Georgia prepares culturally responsive practitioners and scholars to be leaders in addressing social problems and promoting social justice, locally and globally, through teaching, research, and service.”
Den Grundgedanken dieser Definition verfolgten Prof. Dr. Susanne Dreas, Prof. Dr. Steffi Kraehmer sowie zwei Studierende aus dem Masterstudiengang „Wissenschaft Soziale Arbeit“ bei einem einwöchigen Besuch der Universität Georgia. Im Rahmen eines Forschungsprojektes, welches sich mit dem Wandel von Leadership in der Sozialen Arbeit befasst, konnten die Beteiligten durch die Erhebung von Interviews sowohl relevante Erfahrungen im Bereich der Forschung als auch der Führung sammeln. Als Interviewpartner*innen stellten sich dabei Führungskräfte sozialer Organisationen in den Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe, der Schulsozialarbeit, der Beratung sowie einer Organisation zur Führungskräfteentwicklung zur Verfügung. Erste Eindrücke vermitteln die Verbundenheit zur Mission und zum Ethikkodex der Sozialen Arbeit sowie kreative und individuelle Lösungsansätze zum Umgang mit sozialen Problemlagen. Das reflexive und anwaltschaftliche Handeln von Sozialarbeiterinnen wird somit um eine weitere Komponente ergänzt, die des Führungshandelns, und bestärkt den Grundgedanken, Sozialarbeiterinnen seien Führungspersonen, und zwar solche, die soziale Probleme adressieren, soziale Gerechtigkeit fordern und dabei die Werkzeuge der Sozialen Arbeit als Leadership-Kompetenzen verstehen.
Neben den Kontakten zu US-amerikanischen Führungskräften konnten sich die Beteiligten einen Eindruck von der Stadt Athens verschaffen, in welcher die University of Georgia als größter Arbeitgeber gilt. Die Abteilung der Sozialen Arbeit umfasst neben dem Bachelor zwei Master-Programme, von denen eines zukünftige Führungskräfte der Sozialen Arbeit gezielt hinsichtlich der Leitung und Finanzierung von Non-Profit-Organisationen ausbildet. Auch konnten Kontakte zur Gemeinschaft hergestellt werden, indem sich die Beteiligten eine Polizeiwache anschauten sowie an einer Essensausgabe der Gemeinde teilnahmen. All dies geschieht im Bundesstaat der Pfirsiche, Erdnüsse und großen Wälder, die Athens nicht nur zu einer Universitätsstadt machen, sondern zu einer Stadt mit hoher Lebensqualität.