Die extreme Rechte in der Sozialen Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern. Exemplarische Analysen zu möglichen Erscheinungen und Strategien der extremen Rechten in der Sozialen Arbeit.

Laufzeit: 05/2020 – 06/2021

 

Sowohl in Deutschland als auch in ganz Europa ist seit einigen Jahren ein wachsender Trend zu neurechten und rechtsextremen Denk- und Handlungsweisen in weiten Teilen der Gesellschaft zu verzeichnen. Trotz einer hohen Sensibilität gegenüber menschen- und demokratiefeindlichen Positionen ist eine Einflussnahme auch auf die Soziale Arbeit und ihre Akteur*innen nicht ausgeschlossen. Da Soziale Arbeit stets in gesellschaftlichen Diskursen verankert ist, stellt sich die Frage, ob sich das Erstarken rechter Positionen auch auf ihre Einrichtungen auswirkt und falls ja, in welcher Form es erkennbar wird.

 

Zwei Leitfragen stehen im Mittelpunkt der Untersuchung:  

(1) Inwieweit lassen sich Einflussnahmen der Neuen Rechten auf und im Bereich der Sozialen Arbeit feststellen?

(2) Welche Formen nehmen diese Einflussnahmen an?

Bislang liegen zu diesen Fragen keine empirisch gesicherten Erkenntnisse aus Mecklenburg-Vorpommern vor. Ziel des vorliegenden Forschungsvorhabens ist es deshalb, die Versuche der Einflussnahme neurechter und rechtsextremer Akteur*innen auf die bzw. innerhalb der Sozialen Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern systematisch zu untersuchen. Dabei lehnt sich die Untersuchung an die Forschungsmethodik der von Dr. Christoph Gille und Prof. Dr. Birgit Jagusch geleiteten und vom Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung in Auftrag gegebenen Untersuchung über die Erscheinungen und Strategien der Neuen Rechten in der Sozialen Arbeit in Nordrhein-Westfalen (Jagusch/Gille 2019) an, die als erstes Projekt systematisierte empirische Erkenntnisse über die Einflussnahmen auf und in der Sozialen Arbeit in Deutschland erkundet hat.

Zum Vorgehen: Die Untersuchtung verfolgt einen Mixed-Methods-Ansatz: Im Sommer 2020 findet eine quantitative Erhebungsphase mittels einer Online-Befragung statt. Auf Basis der Fragebogenerhebung werden in im September 2020 qualitative Expert*innen-Interviews geführt. Die gewonnenen Informationen werden durch weitergehende Literatur- und Dokumentenrecherchen vertieft. Alle Bestandteile der Erhebung werden im Anschluss in einem inhaltsanalytischen Verfahren ausgewertet. In einem weiteren Schritt ist außerdem eine vergleichende Auswertung mit den Ergebnissen in Nordrhein-Westfalen vorgesehen, in der Unterschiede und Übereinstimmungen herausgearbeitet werden sollen. Insbesondere mit Blick auf die unterschiedlichen strukturellen Bedingungen in den beiden Bundesländern erwarten wir auch hierdurch wichtige Hinweise auf die Erscheinungsformen der Einflussnahmen.

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Das Forschungsprojekt findet unter der Leitung vonProf. Dr. Christine Krüger, Professorin für Sozialwissenschaften/Qualitative Sozialforschung und Prof. Dr. Júlia Wéber, Professorin für Migrationsgesellschaft und Demokratiepädagogik im FB SBE der Hochschule Neubrandenburg sowie Dr. Christoph Gille, Vertretungsprofessor für Theorien der Sozialen Arbeit an der Hochschule Koblenz, statt und wird durch zwei wissenschaftliche Hilfskräfte, Franziska Rämänen BA und Jenny Oster BA, FB SBE der Hochschule Neubrandenburg unterstützt.

 

Link zur NRW-Studie:  http://www.fgw-nrw.de/forschungsergebnisse/forschungsergebnisse/projektdetails/news/die-neue-rechte-in-der-sozialen-arbeit-in-nrw.html

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Veröffentlichungen

Gille, Christoph; Krüger, Christine; Wèber, Julia: (2022): Die extreme Rechte als Herausforderung für die Soziale Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern. Beltz Juventa. OPEN ACCESS

Wéber, Júlia; Gille, Christoph; Krüger, Christine (i.E.): "A A szélsőjobboldal befolyása a németországi szociális munkára: Szisztematikus támadások és napi eltolódások" ["Der Einfluss der extremen Rechten auf die Soziale Arbeit in Deutschland: Systematische Angriffe und tägliche Verschiebungen"] Párbeszéd: Szociális munka folyóirat [Dialog: Zeitschrift für Sozialarbeit].

Krüger, Christine; Gille, Christoph, Wéber, Júlia (i.E.): Einflussnahmen der extremen Rechten auf die Soziale Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern. Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung.

Krüger, Christine; Jagusch, Birgit; Gille, Christoph, Wéber, Júlia (2022): Extrem rechte Einflussnahmen auf die Soziale Arbeit – Vergleichende Perspektiven. Sozial Extra. https://doi.org/10.1007/s12054-022-00505-z

Gille, Christoph; Krüger, Christine; Wéber, Júlia (2022): Influences of the far right on social work in Germany: Systematic attacks and daily shifts. European Journal of Social Work. https://doi.org/10.1080/13691457.2022.2063810

Gille, Christoph; Jagusch, Birgit; Krüger, Christine; Wéber, Júlia (2021): Kontinuierliche Präsenz, systematische Angriffe, alltägliche Verschiebungen - Die extreme Rechte in der Sozialen Arbeit in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern In: Die extreme Rechte in der Sozialen Arbeit, herausgegeben von C. Gille, B. Jagusch und Y. Chehata. Weinhein, Basel: Beltz Juventa.

Jagusch, Birgit; Gille, Christoph;  Krüger, Christine; Wéber, Júlia (2021): Einflussnahmen der extremen Rechte auf migrations- und diversitätsbezogene Soziale Arbeit. In: Migration und Soziale Arbeit, 43. Jhg. Heft 2, S.146 - 153 .

Gille, Christoph; Jagusch, Birgit; Krüger, Christine; Wéber, Júlia (2021): Ambivalente Verhältnisse und steigende Einflussnahmen - Soziale Arbeit und die extreme Rechte. In: Sehmer, Julian; Simon, Stephanie; Ten Elsen, Jennifer; Thiele, Felix (Hrsg.): Recht extrem ‒ Dynamiken in zivilgesellschaftlichen Räumen, Wiesbaden: Springer VS. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-32560-2

Gille, Christoph; Jagusch, Birgit; Krüger, Christine; Wéber, Júlia (2021): Steigende Einflussnahmen, noch zu wenig institutionelle Antworten - Soziale Arbeit und die extreme Rechte. In: Freie Blätter der Wohlfahrtspflege, 1/2021, Jahrgang 167, S. 7-10.