Aufwühlend und aufklärend, das war die Lesung von Ronen Steinke am 23. November allemal. Der Autor und Redakteur machte auf seiner Lesetour am 23. November Halt in der Hochschule Neubrandenburg. Im Hörsaal 1 las er unter anderem aus seinem Werk „Terror gegen Juden“ und berührte die zirka 100 Anwesenden mit einem Buchausschnitt, der die Perspektive Kinder jüdisch gläubiger Familien in den Mittelpunkt stellt. Wie nehmen Kinder antisemitische Gewalt wahr? Mit welchen Ängsten wachsen sie auf? Wie sehr müssen jüdische Eltern ihre Kinder vor Gewalttaten schützen?
Der Anschlag 2019 in Halle hätte verhindert werden können.
Steinke erzählte auch von seinen Beweggründen für die Lesereise. Besonders bewegt habe ihn der grausame Anschlag 2019 auf eine Synagoge in Halle (Saale), die aufgrund des jüdischen Feiertags Jom Kippur gut besucht war. Der Täter versuchte, das Haus zu stürmen, beschoss Passanten sowie Polizisten und übertrug seine Tat live im Internet. Zwei Menschen kommen ums Leben, das Gericht verhängt eine lebenslange Freiheitsstrafe. Steinke merkt an, dass dieses Verbrechen nur wegen einer von der Gemeinde selbst bezahlten Holztür nicht noch schlimmer ausgegangen sei. Im Vorfeld seien der jüdischen Gemeinde Mittel für Sicherheitsglasfenster an der Synagoge nicht bewilligt worden. Vorherige Anfragen für Polizeischutz am höchsten jüdischen Feiertag seien abgeschmettert worden.
Im Anschluss an Lesung und Vortrag lud der Journalist zur offenen Diskussionsrunde, an der sich Mitarbeitende, Studierende und Professor*innen so stark beteiligten, dass bis zum Ende der Veranstaltung nicht alle Fragen beantwortet werden konnten. Ebenfalls vor Ort war Nikolaus Voss, Beauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der ebenfalls für Fragen zur Verfügung stand.
Neben Neubrandenburg waren auch Greifswald, Güstrow und Neustrelitz Stationen auf der Lesereise von Ronen Steinke. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen war kostenfrei.