Wir alle erfahren die Folgen globaler Krisen – u. a. der noch andauernden Corona-Krise, des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und des Klimawandels –, die uns alle, auch die Hochschule Neubrandenburg, vor enorme Herausforderungen stellen. Gerade in Krisenzeiten kommt den Hochschulen eine besondere Bedeutung zu. Die Hochschule Neubrandenburg ist ein zentraler Akteur und Impulsgeber der regionalen Entwicklung und einer der größten Arbeitgeber der Region. Diese schafft Perspektiven und gewinnt junge Menschen für Mecklenburg-Vorpommern. Wir sind Studienort junger Menschen, die u.a. als spätere Fachkräfte in der Sozialen Arbeit, in der Erziehung, in Gesundheits- und Pflegeberufen, in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft sowie in Naturschutz und Geodäsie die Zukunftsfähigkeit und den Wohlstand des Landes sichern.
Vor diesem Hintergrund ist es absolut unverständlich, dass die Landesregierung die Hochschulen bei den exorbitant gestiegenen Energiekosten bislang von jeglicher Unterstützung ausnimmt. Während Schulen und die Landesverwaltung keine separaten Haushalte haben und Mehrkosten automatisch aufgefangen werden, müssen die Hochschulen mit den vor der Krise verhandelten Budgets arbeiten. Der in der Zielvereinbarung zwischen der Hochschule Neubrandenburg und dem Land ursprünglich vorgesehen Landeszuschuss ist angesichts der absehbaren Mehrkosten für die Jahre 2022 und folgend für die Bewirtschaftung völlig unzureichend. Dies kommt einer faktischen Budgetkürzung für Lehre, Forschung und Transfer in erheblichem Umfang gleich.
Verschärfend kommt hinzu, dass das Land eine einschneidende Kürzung der Rücklage der Hochschule Neubrandenburg plant. Dies würde sowohl die Arbeitsfähigkeit als auch die Fähigkeit zur Krisenbewältigung drastisch einschränken. Diese Rücklagen sind umfangreich verplant bzw. gebunden.
Der Senat der Hochschule Neubrandenburg fordert:
- Übernahme der zusätzlichen Bewirtschaftungskosten
- Verzicht auf Kürzung der Rücklagen
- genereller Verzicht auf Kürzungen in den Hochschulbudgets
- Finanzierung von nachhaltigen Maßnahmen zur Energieeinsparung
- Erhöhung des Landeszuschusses für die Studierendenwerke, um Kostensteigerungen für Studierende zu kompensieren
Sollte die Landesregierung ihrer Verantwortung für die Hochschulen nicht gerecht werden und einer auskömmlichen Finanzierung von Lehre, Forschung und Transfer in Krisenzeiten nicht nachkommen, werden Kürzungen in allen Bereichen dazu führen, dass die Hochschule Neubrandenburg ihren Aufgaben nicht mehr gerecht werden kann. Insbesondere führt dies dazu, dass
- die gesetzlich verankerten Aufgaben in Lehre, angewandter Forschung und Transfer nicht mehr im bisherigen Umfang erfüllt werden können,
- dadurch die Attraktivität des Hochschulstandortes Mecklenburg-Vorpommern in allen Bereichen langfristig Schaden nimmt und damit der gewünschte Zustrom junger Menschen abbricht,
- die Konkurrenzfähigkeit im nationalen und im internationalen Wettbewerb gefährdet wird,
- die für ein hochwertiges Studium sowie für die State-of-the-Art-Forschung benötigte Infrastruktur nicht mehr aufrechterhalten werden kann und nachhaltig Schaden erleidet.
Der Senat der Hochschule Neubrandenburg appelliert dringend an die Landesregierung, die oben geforderten Maßnahmen umgehend zu ergreifen und der Verantwortung für die Hochschule Neubrandenburg nachzukommen.
Der Senat der Hochschule Neubrandenburg schließt sich hiermit den Appellen zur auskömmlichen Finanzierung aller Hochschulen und Universitäten des Landes an.
Für den Senat der Hochschule Neubrandenburg
Prof. Dr. Sandra Rose, Vorsitzende
Prof. Dr. Claudia Vogel, stellvertretende Vorsitzende