Ergebnisse der Absolvent*innenstudie liegen vor

Nur die Absolvent*innen der Hochschule Neubrandenburg können ihre Erfahrungen aus dem Studium mit ihrem beruflichen Werdegang in Bezug setzen. Mit dieser erfährt die Hochschule, wie die Ehemaligen rückblickend ihr Studium bewerten, in welchen Berufsfeldern sie arbeiten und wie sie das Studium auf die berufliche Tätigkeit vorbereitet hat. Diese wertvollen Informationen stellen die Grundlage für die Qualitätsentwicklung in Studium und dienen im Sinne des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses dazu, weitere Potentiale zu ermitteln. An der Online-Umfrage haben insgesamt 604 Absolvent*innen (63,9 % weiblich und 24,1 % männlich) der Hochschule Neubrandenburg teilgenommen.

Reibungsloser Berufseinstieg für 76 % der Absolvent*innen

Von den 405 in einer Beschäftigung stehenden Absolvent*innen haben 76 % unmittelbar nach ihrem Abschluss, d.h. unter einem Monat, eine passende Stelle gefunden. Die Teilnehmenden heben dabei hervor, dass der starke Praxisbezug der Hochschulausbildung und die Praktika bei potentiellen Arbeitgebern während des Studiums besonders hilfreich beim Berufseinstieg waren. Nichterwerbstätige Absolvent*innen gehen überwiegend einem weiterführenden Studium bzw. in Einzelfällen einer Promotion nach.

Mit Blick auf den regionalen Verbleib wird der regionale Charakter der Hochschule Neubrandenburg als Bildungszentrum für Fach- und Führungskräfte deutlich: So haben sich 52 % der Befragten für eine Tätigkeit in Mecklenburg-Vorpommern entschieden, gefolgt von den anderen nördlichen Bundesländern Brandenburg (10 %), Berlin (8 %), Schleswig-Holstein (5 %) und Niedersachsen (5 %).

Die Mehrheit zeigt sich zufrieden mit ihrer beruflichen Situation

Die allgemeine Zufriedenheit konnten die Befragten über vordefinierte Faktoren im Rahmen eines fünfstufigen Antwortschemas angeben. Dabei ist die „1“ (trifft voll zu) die positivste Ausprägung und die „5“ (trifft gar nicht zu) die negativste Ausprägung. Mit einer mittleren Zufriedenheit von 1,95 sind die erwerbstätigen Absolvent*innen die dazu Auskunft gaben, zufrieden mit der beruflichen Situation. Am wichtigsten bewerten die Absolvent/-innen dabei die flexible Gestaltung des Arbeitsortes, Arbeitssicherheit, übersichtliche und geregelte Arbeitsaufgaben und gute Möglichkeit, familiäre Aufgaben mit dem Beruf zu vereinbaren. Vergleicht man die Mittelwerte in den beiden Bewertungsdimensionen „Wichtigkeit für das Berufsleben“ und „Zutreffen auf die gegenwärtige berufliche Situation“ lassen sich Erwartungsüberdeckungen und -unterdeckungen ableiten. Grundsätzlich ist dabei festzustellen, dass alle Erwartungsdeckungen kleiner als Null sind, d.h. dass die Faktoren in ihrer Wichtigkeit für das Berufsleben insgesamt höher bewertet wurden als sie tatsächlich in der gegenwärtigen beruflichen Situation wahrgenommen werden. Die höchste Unterdeckung findet sich im Faktor „genügend Zeit für Freizeitaktivitäten“ mit einer mittleren Abweichung von -0,69. Weitere Unterdeckungen finden sich für die Faktoren in Rangreihung: „Gutes Betriebsklima“ (mittlere Abweichung: -0,68), „Möglichkeit zur beruflichen Weiterqualifizierung“ (mittlere Abweichung -0,66), „Flexible Arbeitszeitmodelle“ (mittlere Abweichung -0,54) und „Gute Aufstiegsmöglichkeiten“ (mittlere Abweichung -0,53). Eine nahezu Deckung der hohen Bedeutung für das Berufsleben und der gegenwärtigen beruflichen Situation findet sich bei den Faktoren „eine Arbeit zu haben, die mich fordert“, „Weitgehend eigenständige Arbeitsplanung und eine „weitgehend eigenständige Arbeitsplanung“ und gesellschaftliche Anerkennung“.

Zwei von Drei Absolvent*innen streben Führungsposition an

Für 62 % der Absolvent*innen ist es wichtig, Koordinations- und Leitungsaufgaben zu übernehmen. Dabei fällt auf, dass Männern die Übernahme einer derartigen Funktion etwas wichtiger ist als Frauen. So geben etwa 69 % der 20-29 Jährigen Absolventen an, dass sie einer Führungsposition eine hohe Bedeutung beimessen und 54 % der Frauen in der gleichen Altersklasse. Ein Blick auf die Altersklassen zeigt: Bei beiden Geschlechtern steigt die Bedeutung einer Führungsposition mit zunehmendem Alter an und findet seine höchste Ausprägung im Alter von 40 Jahren und älter (78 % bei Männern; 62 % bei Frauen).

Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, in ihrer gegenwärtigen Erwerbssituation Koordinations- und Leitungsaufgaben zu übernehmen (19 % „trifft voll zu“; 28 % „trifft zu).

Frauen in Führungspositionen: Luft nach oben.

Schülerinnen schließen im Vergleich zu ihren männlichen Mitschülern häufiger das Abitur ab und stellen 51% der Studierenden in Mecklenburg. Dennoch ist die Situation am Arbeitsmarkt durch ungleiche Chancen für Frauen und Männer geprägt. Trotz dieses hohen Anteils von qualifizierten Frauen im Land sind diese nach wie vor in Führungspositionen der Wissenschaft und Wirtschaft stark unterrepräsentiert. Mit zunehmender Qualifikation sinkt der Frauenanteil: Er betrug 2019 bei den Promotionen noch 45%, am 1. September 2021 waren die Vorstände der 160 deutschen Börsenunternehmen in DAX, MDAX und SDAX mit 603 Männern und 93 Frauen besetzt.

Systematische Analysen der Beziehung von Studium und Beruf und zum Verbleib des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses an den Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern und speziell an der Hochschule Neubrandenburg fehlen bislang. Deshalb beschäftigt sich die Absolvent*innenstudie mit Fragestellungen zu den beruflichen Chancen und Wegen von Hochschulabsolventinnen verschiedener Fachdisziplinen, zu beruflichen Barrieren sowie zu Ansätzen und Möglichkeiten von Hochschulen, das Potenzial junger Frauen bereits im Studium verstärkt zu fördern und ihre beruflichen Chancen zu verbessern.

Im Hinblick auf die Präsenz von Frauen in MINT-Fächern sollen die naturwissenschaftlich-technischen Fachrichtungen und ihre Absolvent/-innen in dieser Studie gesondert betrachtet werden. Von den 604 Befragten entstammen insgesamt 199 Befragte den MINT-Fächern. Davon sind 117 (43,3%) weiblichen und 151 (55,9%) männlichen und 2 (0,7%) diversen Geschlechts. Das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen befragten Absolventen (1,29) entspricht annähernd dem Geschlechterverhältnis der Absolvent/-innen des Studienjahres2 20/21 im MINT-Bereich (1,55), so dass in diesem Kontext von einer repräsentativen Stichprobe auszugehen ist.

Als Vergleichssample zu den Frauen in MINT-Fächern sollen die Absolventinnen aus den Sozial- und Geisteswissenschaften (SGW-Bereich) herangezogen werden. Dazu zählen insgesamt 421 Absolvent*innen, davon sind 324 Frauen. Im Verhältnis überwiegt im Absolventensample der Anteil der Absolventinnen. Hier ist das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Absolvent*innen 0,29 und stellt kein adäquates Abbild der tatsächlichen Alumni im Studienjahr 2020/21 (Verhältnis männlicher zu weiblichen Alumni) dar.

Aus den Samplebeschreibungen spiegelt sich der allgegenwärtige Trend wider, dass Frauen in naturwissenschaftlich-technischen Abschlüssen und Männer in sozial- und geisteswissenschaftlichen Abschlüssen unterrepräsentiert sind. Im Gegensatz dazu weisen Einschätzungen der Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland seit mehr als einer Dekade darauf hin, dass es in den naturwissenschaftlich-technischen Bereich der Wirtschaft einen erhöhten Bedarf an Hochschulabsolvent*innen und insbesondere an Führungskräften gibt. Vor diesem Hintergrund könnte vermutet werden, dass die Absolventinnen aus dem MINT-Bereich vor vielversprechenden Karrierechancen stehen.

Bedeutung der Übernahme einer Führungsposition

Insgesamt geben von den 107 Absolventinnen und Absolventen aus dem MINT-Bereich 37 Teilnehmende an, eine Führungsposition auszuüben, das sind 34,5% der MINT-Absolventen, die an der Absolventinnen- und Absolventenstudie teilgenommen haben und sich in einem Beschäftigungsbehältnis befinden. Im Vergleich dazu geben 63 der 224 Alumni aus dem SGW-Bereich (28,1%) an, eine Führungsposition zu haben. Dies untermauert die getroffenen Einschätzungen, dass es im naturwissenschaftlich-technischen Bereich der Wirtschaft einen erhöhten Bedarf an Hochschulabsolvent/-innen und insbesondere an Führungskräften gibt und folglich auch mehr Alumni aus dem MINT-Bereich in Führungsebenen tätig sind als ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen im SGW-Bereich. Bei geschlechtsspezifischer Betrachtung verteilen sich die Führungspositionen im MINT-Bereich auf 67,57% (n=25) der Absolventen und 32,43% (n=12) der Absolventinnen sowie im SGW-Bereich auf 22,9% (n=41) der männlichen und 34,922% (n= 22) der weiblichen Absolventinnen und Absolventen. Um eine wirklichkeitsnahe Aussage über das Innehaben einer Führungsposition im Unterschied zwischen Frauen und Männern treffen zu können, ist es wichtig, den Bezug zu den eigentlichen Geschlechteranteilen im MINT- und SGW-Bereich herzustellen. Von den 90 befragten Männern im MINT-Bereich haben 39,68% und 27,27% der Frauen eine Leitungsfunktion inne. Im SGW-Bereich sind 22,9% der Männer und 48,89% der Frauen in einer Führungsposition. Aus diesen Verhältnissen lässt sich annehmen, dass Männer eher im MINT-Bereich und Frauen häufiger im SGW-Bereich in einer Führungsposition tätig sind.


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