„Hey, ich will hier was machen!“ Studentin Pauline berichtet von Lehrpraxisstelle

Die Lehrpraxisstelle der Hochschule Neubrandenburg ist Teil des Stadtteilbüros Oststadt im Juri-Gagarin-Ring 2. Foto: Martin Fröse
Pauline arbeitet als Hilfskraft im direkten Vor-Ort-Austausch mit den Bewohner*innen der Oststadt, führt aber auch viele Telefonate, zum Beispiel mit Projektpartnern und Ansprechpersonen in der Stadtverwaltung. Foto: Martin Fröse
Gegenüber eines Kinderspieleladens befindet sich der Gemeinschaftraum, in dem Oststädter ihre Projekte und Ideen mit Unterstützung des Stadtteilbüros umsetzen können. Foto: Martin Fröse

Die Oststadt Neubrandenburgs, der größte Stadtteil unserer Hochschulheimat. Rund 15.000 Menschen leben hier, doch es kriselt immer wieder an einigen Stellen. Bewohner*innen aller Altersgruppen beklagen den Mangel an Veranstaltungen und Treffpunkten für die Nachbarschaft. Hier springt das Stadtteilbüro der Oststadt ein, in dem auch die Lehrpraxisstelle (LPS) der Hochschule Neubrandenburg sitzt.

Wir treffen Pauline in den Räumlichkeiten am Juri-Gagarin-Ring 2. Sie ist Studentin der Sozialen Arbeit, 22 Jahre alt und engagiert sich in der LPS. Schon vor ihrem Nebenjob war sie vor Ort aktiv. „Ich habe 2022 mein großes Praktikum absolviert und war für ein halbes Jahr hier.“

Sie sei zufällig, der Umstände wegen, in der Lehrpraxisstelle gelandet: „Ursprünglich wollte ich das Praktikum im Jugendamt machen, durch den damaligen Lockdown, konnte ich aber nicht adäquat begleitet werden, also habe ich mich neu umgeschaut und im Stadtteilbüro angefragt.“

Ein glücklicher Umstand, denn Pauline geht in ihrer Arbeit richtig auf.

Doch was genau macht sie hier und wofür ist die Lehrpraxisstelle da?

„Auf der einen Seite geht es um den Praxis- und Theorietransfer der Hochschule“, so die Studentin, „Studierende aus dem Fachbereich SBE können sich hier in der Gemeinwesenarbeit ausprobieren – beispielsweise mit Projekten und Befragungen. Man erfährt mehr über Finanzierungen und Kooperationspartner.“

Die Lehrpraxisstelle biete aber nicht nur einen Ort, an dem Studierende praktische, berufliche Erfahrungen sammeln. Vielmehr soll es darum gehen, mit Bewohner*innen der Oststadt Angebote zu kreieren und umzusetzen, Neues zu schaffen, Ideen zu geben oder zu verfeinern. So konnten Pauline und ihre Kolleg*innen bereits mehrere spannende Projekte in dem Stadtteil an den Start bringen.

Tausch & Plausch

Ein Bürger*innenprojekt, welches Pauline schon im Praktikum begleitet hat, findet inzwischen regen Zulauf und wird einmal im Monat veranstaltet. „Plausch & Tausch“ ist als Pflanzentauschbörse entstanden, während der Zimmerpflanzenhype auf seinem Höhepunkt war und sich die Bürger*innen eine Plattform wünschten, um nach der Pandemie wieder zusammenzukommen.

„Die Pflanzentauschbörse haben wir zweimal durchgeführt. Eine Bewohnerin hat sich dort sehr stark engagiert, half bei weiteren Vorbereitungen, kam immer mehr in das selbständige Handeln hinein. Eine zweite Bewohnerin kam dazu und es entstand die Idee, allgemeiner zu tauschen, also nicht nur Pflanzen.“

Neben der familiären Flohmarktatmosphäre bietet die Aktion auch einen Treffpunkt mit Kaffeerunde und kleinen Snacks. Jeden letzten Donnerstag im Monat freuen sich die Oststädter nun auf „Tausch & Plausch“ in der Lehrpraxisstelle; einmalig fand die Aktion im Rahmen eines Frühlingsfestes auch im Gemeinschaftsraum im Lindetal Center statt. „Der wünschenswerteste Lauf von Gemeinwesenarbeit“, so Pauline. „Man aktiviert etwas, Leute nehmen sich das an, gestalten was Eigenes und stehen dafür ein.“

Wo befindet sich der Gemeinschaftsraum?

Im Einkaufszentrum „Lindetal Center“ wurde eine Gewerbefläche für die öffentliche Nutzung freigegeben. Das Bundesmodellprojekt „Zukunftswerkstatt Kommunen – attraktiv im Wandel“ unterstützte die Öffnung eines solchen Gemeinschaftsraums, der nicht für große Vereine, Träger oder Unternehmen dienen soll, sondern für Privatpersonen, die innovative Projekte umsetzen möchten und dafür Räumlichkeiten benötigen. Die Nutzung dessen ist für Bewohner*innen kostenfrei. Am 11. April wird die Lehrpraxisstelle selbst vor Ort sein und den Raum für Interessierte öffnen: „Wir möchten den Raum dann für einen Umfrage- und Meinungstag nutzen, um herauszufinden: Kennen die Leute den Raum? Was wollt ihr hier drin haben? Was sind eure Wünsche?“

Das Stadtteilbüro koordiniert seit September letzten Jahres den Nutzungs- und Buchungsplan, die Lehrpraxisstelle der Hochschule und die Stadt Neubrandenburg helfen finanziell durch einen Aktionsfond und geben Impulse für mögliche Aktionen.

Wer kann auf die Lehrpraxisstelle zukommen?

„Alle!“ versichert uns Pauline im Gespräch.

„Oststädter, die sagen: Hey, ich hab‘ eine Idee oder ich will hier was machen, sind genau richtig. Auch Studierende sind herzlich gesehen, gerne auch als Initiator*innen von Projekten. Gemeinwesenarbeit macht einfach Spaß, weil man sich gegenseitig mit Motivation ansteckt und soviel für die eigene Entwicklung mitnimmt: Projektmanagement, Gesprächsführung, selbständige Arbeitseinteilung, wie kommuniziere ich mit einer? Das sind alles unheimlich wertvolle Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Ich empfehle es wirklich Jedem, der auch auf Fremde zugehen kann und möchte.“


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