„Meine Tochter zwang mich zum Glück.“ – Mit 47 ab auf den Campus

Das Foto zeigt Kathrin Minstedt, sitzend auf einem grauen Würfel, im oberen Foyer des Hochschulhaupthauses. Im Hintergrund befindet sich ein rotes Sofa. Der Innenhof des Hauses ist durch große Fensterfronten zu erkennen.
Heute weiß Kathrin Minstedt, dass ihre Zweifel, sich für ein Studium zu bewerben, unbegründet waren: „Wichtig ist nur, dass man es sich selbst zutraut.“ Foto: Martin Fröse

Sie wohnt auf der Urlaubsinsel Rügen, hat fünf Kinder, arbeitet seit über 20 Jahren in der Kindertagespflege. Man könnte meinen, Kathrin habe alles erreicht. Warum entschied sich die inzwischen 48-Jährige dennoch im letzten Jahr für ein Studium an der Hochschule Neubrandenburg?

Im Interview erzählt sie: „Meine zweitälteste Tochter hat jetzt ihren Masterabschluss in Politikwissenschaft. Sie wusste, dass ich schon seit Jahren mit dem Gedanken spiele, mich fortzubilden. Irgendwann setzten wir uns beide hin. Ich brauchte jemanden, der mich ein wenig anschiebt. Ich hatte das Anmeldeformular schon häufiger ausgefüllt und dann immer wieder weggelegt und die Frist verstreichen lassen.“

Pendeln zwischen Rügen und der Vier-Tore-Stadt? Kinder müssen sich umgewöhnen.

Kathrin studiert seit 2024 Pädagogik der Kindheit, bringt seitdem Präsenz und Lernen unter einen Hut mit ihrer Arbeit und dem Familienleben: „In den Mittagspausen mache ich mir Videos an und lass mir von einem Professor irgendwas erklären oder anstatt einen Roman zu lesen, liest man ein Fachbuch.“ Ihre Präsenztage in Neubrandenburg seien für ihre jüngsten Kinder aber „noch etwas schwierig“, auch wenn sich der Papa und die größeren Geschwister gut kümmern. Unabhängig davon wünscht sich Kathrin Minstedt aber mehr Zeit an der Hochschule: „Manchmal denke ich mir, zwei Wochen Vorlesungen am Stück wären besser, um das Ganze zu festigen und in den schulischen Alltag hineinzukommen. Zuhause fällt doch einiges mal runter. Man schiebt es an die Seite, weil Kinder und Familie eben auch wichtig sind.“

Zugangsprüfung? Machbar!

Für das Studium qualifiziert ist Kathrin nicht etwa durch die Allgemeine Hochschulreife, sondern weil sie erfolgreich an einer Zugangsprüfung teilgenommen hat. Voraussetzung für die Zulassung zu dieser Prüfung ist eine mindestens zweijährige, einschlägige Berufsausbildung und eine mindestens dreijährige berufliche Tätigkeit, die in unmittelbarem Sachzusammenhang zum angestrebten Studiengang stehen muss. Vom Prüfungstag erzählt sie: „Klar, man bekommt ein fachspezifisches Thema, aber jede*r Bewerber*in ist ja fachlich auf einem anderen Stand, also bin ich da komplett locker reingegangen und dachte: Zwanzig Jahre Berufserfahrung sollten reichen.“  Sie ist sich sicher: „Jeder, der beispielsweise die Erzieherausbildung hinter sich hat, dem ist das zuzutrauen.“ Auch an die mündliche Prüfung denkt sie gerne zurück. Sie lief fast wie ein Bewerbungsgespräch. Es war sehr entspannt und man hat auch sofort erfahren, ob man zugelassen wird oder nicht.“

Und das Studium? Richtige Wahl!

„Ich denke, Zweifel hat Jeder mal,“ lacht die Studentin bei der Frage nach ihrem Studienfach, „aber ich gehöre hier hin und ich sinniere bereits darüber, was ich mache, wenn ich fertig bin. Vielleicht hänge ich dann sogar noch den Master dran.“

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