Aus vielfältigen Strukturen heraus neue Stärken entwickeln - das war das Leitthema des diesjährigen Hochschulforums Ökonomie und Innovation in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Zu der Veranstaltung, die am 11. Mai 2023 zum 8. Mal als Jahrestreffen der Agrarökonomie an Fachhochschulen stattfand, waren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich über 300 Gäste an die Hochschule Neubrandenburg gekommen. „Die betriebswirtschaftliche Begleitung einer produktiven nachhaltigen Landbewirtschaftung sei die wichtigste Lehr- und Forschungsaufgabe der angewandten Agrarökonomie“, unterstrich Prof. Dr. Reiner Langosch, Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften der Hochschule Neubrandenburg. „Die Agrar- und Ernährungswirtschaft sei tragende Säule des neuen Clusters Bioökonomie und Nachhaltige Ernährung im Raum Anklam-Neubrandenburg“, erläuterte Prof. Dr. Gerd Teschke, Rektor der Hochschule Neubrandenburg. Diesen werde die Hochschule durch ihren Forschungsschwerpunkt „Gesundheit und Ernährung“ gezielt stärken. „Leider werde eine gesunde Kreislaufwirtschaft durch die niedrigen Tierbestände im Nordosten gefährdet“, warnte Sabine Firnhaber, Vizepräsidentin des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern. In der aktuellen Agrarpolitik würden Zielkonflikte zu wenig beachtet und Folgeabschätzungen von Maßnahmen unzureichend durchgeführt. Eine starke und breit aufgestellte Branche könne weder auf landwirtschaftliche Tierhaltung, noch auf das gewachsene Know how der früheren Jahrzehnte verzichten.
Mehr Mut für Neugründungen
Die aktuellen und zukünftigen Probleme könnten nur mit Innovation bewältigt werden, betonte Florian Stöhr, Geschäftsführer des Startup-Zentrums „Seedhouse“ in Osnabrück. Gemessen am Gesamtbeitrag zur Volkswirtschaft seien Start-up-Unternehmen aus Agrar- und Ernährungswirtschaft in Deutschland stark vertreten. Mehr Risikokapital und öffentliche Unterstützung seien jedoch wünschenswert. Entrepreneurship müsse in den Köpfen junger Menschen verankert werden. An den Hochschulen müssten sich noch mehr Seminare zukunftsweisenden Geschäftsideen widmen, die zudem über die Fachrichtungen hinweg vernetzt sein sollten, forderte Stöhr. Dass die Agrarwirtschaft für neue Wege offen ist, bewiesen die Vielfalt der Vorträge, Poster und die Open-Innovation-Runden, in denen alle Teilnehmer*innen sich im offenen Austausch aktuellen Fragen widmeten. Eiweißpflanzen der Zukunft, In-Vitro-Fleisch, synthetischer Käse, Einsatz sozialer Medien zur berufsständischen Kommunikation, Agrar-Start-ups, Solidarische und Soziale Landwirtschaft, Personalgewinnung sowie digitale Anwendungen zur Steigerung der Ressourceneffizienz waren neben anderen zentrale Themen.
Praxis trifft HAW-Agrarökonomie
Das Hochschulforum, das 2016 zum 1. Mal an der Hochschule Osnabrück stattfand, wird von einer offenen Kooperation von Hochschullehrer*innen der Agrarökonomie an deutschsprachigen Fach-/Hochschulen mit agrar- und ernährungswirtschaftlichem Schwerpunkt getragen. Es wird jährlich wechselnd an verschiedenen Hochschulstandorten veranstaltet. Im Rahmen eines innovativen Organisations-Formats sind Wissenschaftler*innen, Studierende und Praxispartner*innen aller Standorte eingeladen, sich bei Fachvorträgen und im Sinne von Open Innovation gelenkten Gruppendiskussionen zu praxisrelevanter Forschung auszutauschen und neue Anreize und Ideen für zukünftige Forschungs- und Praxis-Projekte zu finden. Das Tagungsformat erlaubt den Austausch aller drei Zielgruppen auf Augenhöhe, wodurch eine Brücke zwischen Forschung und den Herausforderungen der Praxis geschlagen wird. Gleichzeitig können Studierende Fachtagungsluft schnuppern und Kontakte zu anderen Hochschulstandorten, künftigen Projektpartnern und Arbeitgebern knüpfen.
Weitere Informationen sowie alle Vorträge und Poster sämtlicher Hochschulforen können auf der Webseite http://www.das-hochschulforum.de/ abgerufen werden.