Hochschulrektor Gerd Teschke eröffnete die Veranstaltung mit einem Rückblick auf die vergangenen Semester 2022. Seit dem Sommersemester 2022 konnten Studierende und Lehrende der Hochschule Neubrandenburg endlich wieder in Präsenz ihre Tätigkeiten aufnehmen. Das freute Rektor Gerd Teschke besonders, obwohl er dadurch: „seine Bürotür des Öfteren wieder schließen musste“, so Teschke. Das Leben und der Tumult kehrten nach einer zweijährigen Coronapause in die Flure und Lehrsäle zurück. Außerdem gab Teschke einen visuellen Überblick über alle Highlights des vergangenen Jahres. Vom Hochschulinformationstag über die Wahl des neuen Hochschulkanzlers Gunnar Wessel bis hin zur ersten Schleppertaufe an der Hochschule Neubrandenburg.
Es gab jedoch nicht nur erfreuliche Nachrichten in 2022. Die Energiekrise durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine hinterlässt auch Spuren an der Hochschule Neubrandenburg. Sparmaßnahmen wie die Senkung der Raumtemperatur auf 21°C, setzen ein hohes Maß an Eigenverantwortung bei Studierenden und Lehrenden voraus. Krisen und Kriege bringen zwar Leid mit sich, sie wecken aber auch Engagement in vielen Menschen. So auch bei Elena Dorokhina, welche den Master Landscape Studies and Greenspace Management studiert. Neben ihren hervorragenden Studienleistungen „legt sie auch eine lösungsorientierte und vor allem kreative Arbeitsweise an den Tag“, so Prof. Dr. Leif-Alexander Garbe, Prorektor für Forschung, Wissenstransfer und internationale Beziehungen. Eben dieses Engagement zeigt Elena Dorokhina auch neben dem Studium. So oft sie kann, empfängt Dorokhina Geflüchtete aus der Ukraine am Berliner Hauptbahnhof und hilft bei der Überwindung von Sprachbarrieren. Für ihr soziales Engagement und besondere Leistungen im Studium erhielt sie den DAAD-Preis 2022.
Da das Leitthema des Abends „Nachhaltige Hochschule“ hieß, lag der Fokus der drei Referenten auf eben diesem Thema. Anders als man denkt, nahmen die Vorträge unterschiedliche Perspektiven zum Thema „Nachhaltige Hochschule“ ein. Prof. Dr.-Ing. Andreas Wehrenpfennig aus dem Fachbereich Landschaftswissenschaften und Geomatik stellte in seinem Vortrag die For-Future-Gruppe der Hochschule Neubrandenburg vor. Freiwillige Studierende, Lehrende und Mitarbeiter kommen zusammen, um aktiv gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen. Prof. Wehrenpfennig ging in seinem Vortrag auf die Makroebene ein. Warum muss eine moderne Hochschule nachhaltig sein? Was können wir als Angehörige der Hochschule Neubrandenburg tun, um dem Klimawandel entgegenzuwirken? Die Lösungsansätze sind nicht nur theoretischer Natur und erfassen viele Angehörige der Hochschule. Neben der Anschaffung eines Lastenrads wurde eine Baumpflanzaktion durchgeführt, um ein direktes Zeichen gegen den Klimawandel zu setzten. Auf der anderen Seite wurde eine Ringvorlesung eingerichtet, bei welcher verschiedene Referenten über das Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit sprechen. Außerdem etablierte sich das „Kino Tacheles“, wo kritische Filme zum Thema Umwelt gezeigt werden und anschließend spannende Diskussionen mit Experten geführt werden. Die Quint Essenz ist, dass: „die Studierenden nicht nur lernen, moderne Technik zu verstehen und anzuwenden, sondern auch ihre Auswirkungen auf die Umwelt verstehen“, so Wehrenpfennig.
Den zweiten Vortrag übernahm Frau Prof.in Dr.in-Ing.in Caroline Rolka, auch aus dem Fachbereich Landschaftswissenschaften und Geomatik. Weiterführend ging sie auf die Hochschule Neubrandenburg ein und welche konkreten gestalterischen Maßnahmen in der Zukunft umgesetzt werden können. Immer mit dem Ziel, die Hochschule nachhaltiger zu gestalten. Dabei stand wieder die enge Zusammenarbeit mit den Studierenden im Fokus. Projekte wie „Pimp your Campus“ oder kleine Pocket-Gärten sind nur zwei der kreativen Ideen, den Campus der Hochschule Neubrandenburg nachhaltiger zu gestalten. Es geht aber nicht ausschließlich um die ökologische Nachhaltigkeit. Rolka betont die Berücksichtigung der sozialen Nachhaltigkeit. Es braucht mehr Orte der Kommunikation, vor allem für junge Menschen und Studierende. Dazu könnten mehr Sitzgelegenheiten vor der Mensa oder der Cafeteria geschaffen werden, außerdem sind Aufenthaltsräume für die kalten Jahreszeiten von Nöten. All diese Gestaltungsideen sind zielführend auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Hochschule.
Den Abschluss des Abends übernahm Prof. Dr. Matthias Barth von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Angereist ist er mit seinem vollelektrischen Auto, welches an der hochschuleigenen Ladesäule wieder aufgeladen werden konnte. Als externer Referent fokussierte Barth nicht die Hochschule Neubrandenburg an sich. Vielmehr ging er auf die Aufgaben und Veränderungen ein, welche einer nachhaltigen Hochschule gegenüberstehen. Denn Hochschulen sind ein treibender Motor für praktische Fortschritte in der Gesellschaft. Eine problemlösungsorientierte Arbeitsweise und der Transfer der wissenschaftlichen Errungenschaften sind der Schlüssel für die Erfüllung der gesellschaftlichen Verantwortung. Das Thema "Nachhaltigkeit" stellt eine Herausforderung für Lehre, Forschung und Transfer dar. Alle Bereiche müssen nach Barth neu gedacht werden. „Man muss sich vom Gedanken der best-Practice verabschieden und an next-Practice denken“, so Barth. Nachhaltigkeit muss demnach zum Orientierungsrahmen für alle Aktivitäten der Hochschule Neubrandenburg werden. Viele Sachen wurden auch schon erfolgreich umgesetzt. Unter anderem ist der interkulturelle Austausch zu Themen der Nachhaltigkeit sehr wichtig. Hier leistet gerade das International Office der Hochschule Neubrandenburg einen wichtigen Beitrag. Des Weiteren sind interdisziplinäre Projekte und Lehrveranstaltungen sehr wichtig, da hier Studierende aus teils verschiedenen Lebenswelten aufeinandertreffen. Die kritische Streitkultur dieser Veranstaltungen bringt einen großen Zuwachs an Erfahrung und Wissen. Nur so kann auch in Zukunft problemlösungsorientiert am Thema "Nachhaltigkeit" an der Hochschule Neubrandenburg gearbeitet werden.
Das Ergebnis des Neujahrskolloquiums war, dass die Hochschule Neubrandenburg viele engagierte Lehrende, Mitarbeiter*innen und Studierende hat. Diese greifen aktiv das Thema "Nachhaltigkeit" auf und setzen praktische Maßnahmen um. Wie man unter anderem an der elektrischen Ladesäule für Elektroautos erkennt, setzt sich auch die Hochschule aktiv ein, um noch nachhaltiger zu werden. Man hat den Weg hin zur nachhaltigen Hochschule beschritten und muss diesen nun auch kontinuierlich weitergehen.