Neubrandenburg/Greifswald, 25. Mai 2022 - Muskelkraft war nötig, als die Studierenden aus Deutschland, Kroatien, Brasilien, Kamerun und dem Iran einen Feldtag der besonderen Art erlebten. Gemeinsam mit Prof. Eike Stefan Dobers von der Hochschule Neubrandenburg besuchten sie eines der Felder des Forschungsprojektes PHYSICS FOR FOOD zwischen Neubrandenburg und Greifswald, auf dem im zweiten Jahr Raps, Gerste und Lupine unter unterschiedlichsten Bedingungen aufwachsen. Und dafür lohnte sich angesichts einer trockenen Phase ohne Regen von rund acht Wochen auch ein Blick in den Boden. Mithilfe eines Bohrstocks, der einen Meter tief mit einem speziellen Hammer in den Boden gerammt werden musste, konnten alle Anwesenden sehen, wie tief die Trockenheit schon gedrungen ist. Und was das für die Pflanzen auf den Feldern bedeutet, ist im Anschluss aus verschiedenen Blickrichtungen diskutiert worden.
Spring School bietet Einblick in die Forschungspraxis
Die Studierenden nutzten im Rahmen der Spring School, die von der Hochschule Neubrandenburg veranstaltet wurde, die Chance, sich einmal tatsächlich einen Eindruck von der Forschungspraxis zu machen. Die Spring School ist ein Angebot, bei dem Studierende verschiedener Bildungseinrichtungen zusammenkommen und sich in einer kleinen Gruppe intensiv mit einem bestimmten Thema beschäftigen.
In diesem Fall ging es für die vorrangig Master-Studierenden um Umweltschutz, Nachhaltigkeit und AgriFood. Die Teilnehmenden entwickelten viele Ideen für regionale Kreislaufmodelle und nachhaltige Geschäftsmodelle, die auf Inter- und Transdisziplinarität in der Wertschöpfungskette von der Landwirtschaft zur Nahrung - von Farm to Fork - beruhen. Sie wollten einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und zu regionalen Herausforderungen wie dem Klimawandel leisten und haben sich dazu auch mit den Studierenden der schwedischen Universität Lund ausgetauscht. Als explizites Cluster, um Fragen, aber auch mögliche Lösungen in dieser Thematik herbeizuführen, diente hierbei das Projekt PHYSICS FOR FOOD.
Die Hochschule Neubrandenburg, das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP) sowie regionale Wirtschaftsvertreter haben sich vor zwei Jahren zum Projekt PHYSICS FOR FOOD zusammengeschlossen. Sie versuchen Alternativen zu finden, wie die Landwirtschaft in Zukunft mit weniger Chemie oder ganz ohne Chemie auskommen kann. Dabei werden von den Forschenden und den beteiligten Firmen gemeinsam verschiedene physikalische Anwendungen untersucht.
Besuche in den Laboren und bei der Braumanufaktur
Innerhalb von fünf Tagen beleuchteten die Studierenden das Thema Landwirtschaft in all seinen Facetten und entwickelten dabei Ideen für eigene Projekte und Berufsfelder, die sie in Angriff nehmen könnten. Das Rüstzeug haben sie von den Lehrenden während der Spring School an die Hand bekommen. So gab beispielsweise Klaus-Dieter Weltmann, INP-Vorstandsvorsitzender und einer von drei Projektsprechern, einen Einstieg und Überblick ins Projekt, das vom Bund mit rund 13 Millionen Euro gefördert wird. Prof. Jürgen Kolb, Leiter des Leitprojektes PHYSICS FOR ENVIRONMENT sowie INP-Forschungsschwerpunktleiter Dekontamination, verdeutlichte den Studierenden, was es in der Forschung alles zu beachten gilt und welche Schritte gegangenen werden müssen, um Ergebnisse zu veröffentlichen und womöglich daraus dann eine Firmengründungs-Idee zu generieren bzw. Investoren zu finden. Ein logisches Forschungsdesign ist dabei unerlässlich. In den Laboren des INP erlebten die Spring-School-Teilnehmenden, wie Saatgut und Wasser mit Plasma behandelt oder auch junge Pflanzen mit Plasma behandeltem Wasser besprüht werden.
Bei Prof. Eike Stefan Dobers, Koordinator des Leitprojekts PHYSICS FOR CROPS, auf dem vorpommerschen Feld hingegen gab es dann die Resultate unter realen Bedingungen zu sehen. Allen Beteiligten bleibt nach dem Intensivkurs sicher dreierlei in Erinnerung: Die Teilnehmenden sprudelten vor Ideen. Es wurden Pläne für die Zukunft geschmiedet, die sich auch beruflich mit dem Thema weniger Chemie in der Landwirtschaft beschäftigen sollen. Und: Von der Spring School darf es gern eine Neuauflage geben!