Kürzlich übernahm das Studienarchiv Umweltgeschichte an der Hochschule Neubrandenburg zwei umfangreiche Nachlässe, die über Leben und Werk zweier Persönlichkeiten Auskunft geben, die in der DDR bedeutenden Einfluss auf Umweltpolitik und Umweltrecht hatten.
Reimar Gilsenbach
(1925 - 2001) war Schriftsteller, Umwelt- und Menschenrechtsaktivist und Mitgestalter der unabhängigen Friedens- und Umweltbewegung in der DDR. 1925 wurde er in der Freisassensiedlung bei Friedrichsfeld am Niederrhein geboren. In seiner Jugendzeit wurde er von Idealen der Anarchisten, Freidenker und Lebensreformer geprägt und blieb ihnen lebenslang verbunden. 1938 bis 1943 besuchte er die Oberschule in Dresden, wurde 1943 zur Wehrmacht und desertierte 1944 bei Narva/UdSSR. 1947 erwarb er das Heimkehrerabitur. 1948 bis 1951 arbeitete er als Journalist bei der Sächsischen Zeitung in Dresden. Danach war er bis 1961 Redakteur der beliebten Zeitschrift Natur und Heimat in Berlin, seit 1959 deren Chefredakteur. Ab 1962 arbeitete er als freischaffender Schriftsteller. Er war unter anderem Initiator der „Brodowiner Gespräche“ von Schriftstellern und Wissenschaftlern über Probleme des Mensch-Natur-Verhältnisses. 1994 erhielt er den Erwin-Strittmatter-Preis für Umwelt-Literatur des Landes Brandenburg und im Jahr 2000 die Hugo-Conwentz-Medaille des deutschen Naturschutzes 2000.
Weitere Informationen zu Leben und Werk hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Reimar_Gilsenbach
Prof.in Dr.in Ellenor Oehler
(1927 - 2005) prägte maßgeblich die Entwicklung des Umweltrechts in der DDR. 1927 wurde sie in Weinböhla in der Nähe von Dresden geboren. Ihr Vater war SPD-Mitglied, wurde 1933 aus dem Schuldienst entlassen und starb bereits 1936.
Seit 1946 war Ellenor Oehler im Justizdienst tätig, zunächst als Schreibkraft und Sachbearbeiterin. 1949 trat sie, geprägt von ihrem Elternhaus, in die SED ein. Von 1953 bis 1958 absolvierte sie ein Fernstudium an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam-Babelsberg. Dort war sie ab 1959 als Oberassistent tätig, promovierte 1962 und wurde 1969 zur Professorin berufen.
Ab 1970 hatte sie den Lehrstuhl für Boden- und Landeskulturrecht an der Akademie für Staat und Recht inne. Das Landeskulturgesetz der DDR von 1970, eines der ersten modernen Umweltgesetze weltweit mit einem hohen theoretischen Anspruch, entstammte im Wesentlichen ihrer Feder. In der Praxis konnte es dann insgesamt nicht eingelöst werden. In den 1970er Jahren koordinierte sie die Zusammenarbeit im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) auf dem Gebiet des Umweltschutzes. Nach 1990 war sie als anerkannte Rechtsexpertin noch beratend tätig, insbesondere auf dem Gebiet des Bodenrechts.
Zwischen 30 und 40 Personen im Jahr übergeben dem Studienarchiv Umweltgeschichte archivwürdige Zeugnisse der Natur- und Umweltschutzgeschichte Ostdeutschlands oder aber umweltbezogene Bücher und Zeitschriften, die den Bibliotheksbestand erweitern. Mittlerweile verwahrt das Studienarchiv Zeugnisse von über 600 Personen, die beruflich oder ehrenamtlich im Natur- und Umweltschutz, in der Wasserwirtschaft oder anderen Landnutzungsbereichen tätig waren.