Unabhängig sein und zu Hause wohnen bis ins hohe Alter, wer wünscht sich das nicht? Gerade im ländlichen Raum ist es eine Herausforderung, wenn die Seniorinnen und Senioren ärztlicher Betreuung oder einer Tagespflege bedürfen und Kinder wie Enkel nicht mehr vor Ort leben.
So geht es auch vielen älteren Menschen in und um Friedland. Hier startet bald ein Modellvorhaben, das es ihnen ermöglichen soll, zu Hause und dennoch gut versorgt zu sein: Das Reallabor „Leben im Alter“, unter Leitung von Prof. Dr. Steffi Kraehmer und Prof. Dr. Stefan Schmidt der Hochschule Neubrandenburg, plant in diesem Jahr die Ausgabe von 20 Tablet-PCs an freiwillige Seniorinnen und Senioren, um die Praxistauglichkeit von digitalen Pflegeangeboten zu testen. Das Reallabor ist Teil des Projekts „HiRegion – Hochschule in der Region“, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem Ziel, den Wissenstransfer zwischen Hochschule und Gesellschaft voran zu treiben.
Als das Reallabor „Leben im Alter“ 2019 die Arbeit aufnahm, war noch nicht mal in Ansätzen abzusehen, dass das öffentliche Leben in Deutschland und der Welt während der Projektlaufzeit nahezu zum Erliegen kommt. Das hat die Arbeit natürlich deutlich ausgebremst. „Umso mehr konnten wir aber auch sehen, wie gut es ist, wenn ältere Menschen digital aktiv sind. Denn so können nicht nur die Pflege und ärztliche Versorgung unterstützt, sondern auch die Enkelkinder per Videoanruf gesehen oder ein paar wesentliche Einkäufe erledigt werden“, weiß Annegret Fechtner, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt HiRegion – Hochschule in der Region. Auch für die Pflegedienste wird es dank der Technik höchstwahrscheinlich leichter: „Wir vermuten, dass sich Wege einsparen lassen und gleichzeitig intensiver Kontakt zu den PatientInnen gehalten werden kann. Eingesparte Fahrzeit kann einfach anders genutzt werden“, erklärt die Wissenschaftlerin.
In und um Friedland soll bald mit der Hilfe der Tablet-PCs Seniorinnen und Senioren der digitale Zugang zu Angeboten aus Therapie, Medizin und Pflege ermöglicht und im besten Fall der Vereinsamung und sozialen Isolation entgegengewirkt werden. 20 Tablets und die dazugehörige Software stellt die Hochschule Neubrandenburg für freiwillige Testpersonen bereit. Die Software heißt „PAUL“ (persönlicher Assistent für unterstütztes Leben) und bietet auf unkompliziertem Weg vielseitige Funktionen vom Videoanruf bis zur Dokumentation der Medikamenteneinnahme. Die Nutzung ist sehr einfach aufgebaut, mit großen Symbolen versehen und kann nicht zum Absturz gebracht werden. Die Testpersonen benötigen keine Vorkenntnisse. Wer keinen eigenen Internetanschluss hat, bekommt diesen auch vom Projekt gestellt. Die Projektmitarbeitenden sowie eine Hotline des Softwareanbieters unterstützen bei Fragen.
Wann und über welchen Weg die Tablets an die Seniorinnen und Senioren ausgegeben werden, ist noch nicht endgültig geklärt. „Wir dürfen zurzeit nicht selbst in die Region, aber wir hoffen, baldmöglichst eine Verteilung zum Beispiel über Pflegedienste oder Pflegestützpunkte einzuleiten“, erzählt Fechtner. Dann werden die neuen digitalen Wege für einige Monate getestet und die Ergebnisse gemeinsam ausgewertet. „Wir hoffen natürlich, dass die digitalen Angebote ergänzend dazu beitragen, dass ältere Menschen länger selbständig leben können, ohne dabei auf wichtige Dinge in der Versorgung verzichten zu müssen und sozial isoliert zu sein“, sagt Fechtner abschließend, denn das ist auch das Ziel des Gesamtvorhabens HiRegion – Hochschule in der Region: Gemeinsam mit den Menschen vor Ort Lösungen finden, die das alltägliche Leben auf dem Lande vereinfachen und attraktiv halten.
Ansprechpartnerin: Annegret Fechtner
Projekt HiRegion: Reallabor Leben im Alter
fechtnerhs-nbde
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