Exkursion nach Estland | Juli 2018
Vom 04. bis 11. Juli 2018 veranstaltete die Hochschule Neubrandenburg, unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Caroline Rolka, eine Exkursion nach Estland. Themenschwerpunkt war die Erkundung der Gutshaus- und Gutsparklandschaft des Landes, die zum Teil noch auf das 15. Jahrhundert zurückgeht.
An der Exkursion teilgenommen haben 9 Studierende des Fachbereiches Landschaftsarchitektur der Hochschule Neubrandenburg aus dem 4., dem 8. und dem 10. Semester. Die Exkursion wurde finanziell vom Rotaryclub der Stadt Neubrandenburg unterstützt.
Der erste Exkursionstag war ganz den Gutshäusern und ihren Parkanlagen in den Provinzen Harjumaa und Järvamaa gewidmet. Hier besichtigten wir die Anlagen Ravilla, Väätsa, Roosna Alliku, Särevere und Laupa. Fachkundig begleitet wurden wir von dem Landschaftsarchitekturbüro Altas terre aus Tartu, die für mehrere dieser Anlagen Denkmalpflegerische Zielstellungen erarbeitet haben. Alle an diesem Tag besichtigten Anlagen sind geprägt von einem hohen Bestand an authentischer Originalsubstanz, die allerdings größtenteils noch in ihren Strukturen herausgearbeitet werden muss. Die heutigen Nutzungen der Anlagen reichten von Altenheimen bis zu Schuleinrichtungen.
Einen besonderen Höhepunkt bildete zu Beginn der Exkursion der Besuch, die Übernachtung und die hervorragende Verköstigung in dem Gutshaus/ -park in Anija (Provinz Harjumaa), welches sich ca. 30 km südöstlich von Tallin befindet. Die dortige Gartenanlage, auch restauratorisch untersucht und z.T. wiederhergestellt durch das Landschaftsarchitekturbüro Altas terre, wird derzeit als Veranstaltungsort und Restaurant genutzt. Mit sehr viel Feingefühl und Sinn für Tradition wird in Anija das Haus und der Garten erhalten und einer denkmalgerechten Bewirtschaftung unterzogen. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekturbüro Altas terre soll in 2 Jahren in Anija ein Workshop gemeinsam mit der Hochschule Neubrandenburg und der Hochschule Tartu durchgeführt werden, bei dem verschiedene Neuentwürfe für den im Park stehenden Pavillon erarbeitet werden; der nachhaltigste Entwurf soll im Anschluss durch die Studierenden umgesetzt werden. Für die Organisation dieser Veranstaltung wird in einer ersten Runde die Hochschule Neubrandenburg verantwortlich sein.
Der Besuch der Studentenstadt Tartu war geprägt von den Hansetagen und zwei sehr informativen Führungen zu moderner estnischer Landschaftsarchitektur. Der Landschaftsarchitekt Edgar Kaare (Eesti Maastikuarhitektide LiitTartu) gab der Gruppe einen tiefgreifenden Einblick in die derzeitige Ausführungsplanung bei öffentlichen Bauaufgaben. Dabei wurde sehr deutlich, dass auch in Estland das Thema Pflege ein vordergründiges Problem darstellt, da diese oft nicht bezahlt wird. Anschließend führte uns das Landschaftsarchitekturbüro Kino maastikuarhitektid durch die von ihnen geplanten Außenanlagen des Estnischen Nationalmuseums. Großartig ist hier die mutige Kombination aus moderner Architektur und ökologisch, nachhaltig geprägter Außenraumplanung.
Die Atmosphäre der Stadt, kombiniert mit dem hohen Standard der Lehre an der Hochschule Tartu haben bei einigen Studierenden die Idee geweckt, ein Austauschjahr mit Erasmus in Tartu zu verbringen.
Im zweiten Teil der Exkursion lag der Focus noch einmal bei den Gutshaus- und Gutsparklandschaften. Die Anlagen Vihula, Sagadi, Kolga und Palmse sind auch aus dem ehemaligen deutschbaltischen Besitz, und, ausgenommen die Anlage Kolga, in einem hervorragenden Erhaltungszustand. Insbesondere die fachgerechte Bepflanzung der Anlagen im englischen Landhausstil haben uns sehr beeindruckt.
Einen letzten Höhepunkt am Ende der Exkursion bildete eine Führung, begleitet durch die estnische Schlösserverwaltung, Frau Kersti Lootus, durch den Barockpark Kardiorg. Auch hier wurde wieder sehr deutlich, wie ähnlich sich die wissenschaftlichen Ansätze und auch die Probleme der Gartendenkmalpflege in Estland und Deutschland sind.
Insgesamt betrachtet hat diese Exkursion einen hervorragenden Einblick in die Landschaftsarchitektur, aktuell und auch historisch, in Estland für die Studierenden und ihre Betreuerin gegeben. Es wurde deutlich, dass die Esten ein hohes Selbstbewusstsein im Umgang mit ihrem kulturellen Erbe entwickelt haben, was dazu führt, dass Schritt für Schritt diese sehr dichte historische Kulturlandschaft wiederhergestellt wird, um sie für die eigene Bevölkerung, aber auch als touristische Anziehungspunkte zu nutzen.
Caroline Rolka