Oliver Jänichen mitten im Nationalpark an der Westküste Kanadas
Oliver Jänichen hat sein 5. Semester, das Praxissemester, von Juli 2017 bis zum Jahresende 2017 bei einer privaten Naturschutzorganisation in Kanada absolviert. Er kannte schon Teile des Landes durch seinen Work & Travel-Aufenthalt nach seinem Abitur und will seitdem immer wieder dorthin.
Jedem, der darüber nachdenkt, würde er sagen: "Macht es einfach. Nicht zuviel darüber nachdenken. Außer durchschnittlich guten Englischkenntnissen sollte man nur viel Interesse und Lernbereitschaft für die verschiedensten Arbeitsfelder mitbringen." In dem halben Jahr bei der "Ruby Lake Lagoon Society" (https://www.lagoonsociety.com/) hat er Arbeitsfelder mit einem ganzheitlichen Naturschutzansatz kennen gelernt.
"Mit fünf fest angestellten Mitarbeitern und ca. zehn freiwilligen Helfern wurden ein Buchladen und ein Besucherhaus betrieben, ein 6 ha großes Naturschutzgebiet betreut, vier Langzeitmonitoring-Projekte realisiert und seit diesem Jahr der Bau einer marinen Forschungsstation geplant. Nach dem Motto 'Man kann nur schützen, was man versteht' wird dort Umweltbildung mit Forschungsarbeit verbunden.
Ich konnte nicht nur an Umweltbildungsveranstaltungen teilnehmen, sondern diese auch planen und selbst durchführen. Besonderer Wert wurde bei unserer Arbeit darauf gelegt, die von unseren Maßnahmen und Projekten mehr oder weniger betroffene Bevölkerung von Anfang an in Planungsprozesse mit einzubeziehen, zu informieren und so möglichen Widerständen entgegenzuwirken." Er war in seinem Praktikum unter anderem an der Lachszählung, Seegraskartierung und Strand- und Ozeanuntersuchungen beteiligt.
"Mich begeistert am meisten das große Spektrum, das mir mein Studium bietet. Besonders die vielen Exkursionen geben mir die Möglichkeit, mein Wissen durch Sehen, Hören und Riechen zu erleben. Mir fällt es dadurch wesentlich leichter, das theoretisch Gelernte mit dem praktisch Erlebten zu verbinden und meinen Lernerfolg zu vervielfachen. Ich habe große Freude daran, die Zusammenhänge von Natur und Landschaft zu verstehen."
Auszug aus dem Praxisbericht von Oliver Jänichen:
"Bei der Lachszählung sind wir dreimal wöchentlich an drei verschiedenen Bächen entlang gelaufen. Mit Wathosen, Klemmbrettern und wasserchemischem Analysegerät ausgestattet, sind wir von der Mündung zur Quelle (entgegen der Strömung) die Bäche abgelaufen und mussten dabei die Lachse nicht nur quantitativ erfassen, sondern auch Art und Geschlecht unterscheiden. Je nach Wasserstand, Witterung und Anzahl der Lachse stellte diese Aufgabe nicht nur zeitlich den wohl anspruchsvollsten Teil meiner Arbeit dar.
Bei der Seegraskartierung fährt man bei Ebbe und niedrigen Wasserständen mit Kayaks an der Küste entlang und nimmt die GPS-Daten der einzelnen oder auch zusammenhängenden Seegrasbetten auf. Diese Seegrasbetten sind wichtige Habitate für kleine Jungfische, die von Lachsen gefressen werden.
Die Stranduntersuchung wird durchgeführt, um Fischeier der Arten Surfsmelt und Sandlance nachzuweisen, die ein entscheidender Teil der Nahrungskette der Lachse sind.
Dazu wurden Sandproben von verschiedenen Stränden im Labor von uns analysiert, um herauszufinden, wo und wann die Fische ihre Eier an den Strand legen.
Die Ozeanuntersuchung diente der Erfassung von ozeanographischen Daten. Diese Daten werden genutzt, um mögliche Ursachen für den drastischen Einbruch der Lachspopulation in der Strait of Georgia zu finden.
Aufgesetzt als Langzeitmonitoringprogramm werden einmal pro Woche feste Koordinaten auf dem Ozean mit einem Boot angefahren und die Daten folgenden erfasst: Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt in 250m Tiefe, Zooplankton aus 250 m Tiefe, Phytoplankton aus 250m, 100m, 50m und 10 m sowie wasserchemische Proben aus diesen Tiefen."