Vegetationskunde am Ende der Welt – eine vegetationskundlich-landschaftsgeschichtliche Exkursion in die französischen Vogesen
Nicht nur Pflanzen kennenzulernen, sondern anhand der Spuren in der aktuellen Vegetation Geschichte(n) zu erzählen – das war das Motto des Projekts – „Vegetationskunde am Ende der Welt“. Elf Student:innen aller Semester führte es für zwölf Nächte in ein entlegenes Vogesendörfchen, dessen Einwohnerzahlhöhepunkt bereits 1830 überschritten war. Unterkunft war ein typisches Vogesenbauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, das zur Selbstversorgerunterkunft umgebaut wurde. Von dort ausgehend wurden auf weiten Wanderungen – immerhin ca. 1050 km von Neubrandenburg entfernt – die Pflanzengesellschaften der Wiesen, Weiden und Wälder erforscht.
Erstaunlich schnell gewöhnten sich die Student:innen an die am alltäglichen Studienort längst verschwundenen Arten und Pflanzengesellschaften, so dass die Geländearbeit ab dem dritten Tag bereits in Kleingruppen stattfinden konnte. Die arbeitsreichen Exkursionen in die schöne Vogesenlandschaft wurden abends – oft bis weit nach Mitternacht – von gemeinsamen Pflanzennachbestimmungsrunden, Theorieeinheiten zur angewendeten Methodik, Aufbereitung des Geländematerials, Literaturlesungen und vor allem der Diskussion der vielen gefundenen vegetationskundlichen Spuren der historischen Landnutzung ergänzt.
In diesem Kontext von abgeschaffter bäuerlicher Lebensrealität, Protoindustrialisierung des 18. Jahrhunderts, Allmendauflösungen und modernem Höfesterben vertieften die Student:innen zahlreiche in der Vegetation sichtbare Phänomene. Dazu zählte z.B. die fortschreitende Verbrachung der ehemaligen Allmendweiden durch Unterbeweidung, die Rolle der Flächenvornutzung für die aktuelle Waldvegetation, aber auch, dass es für artenreiche Wiesen gar kein Naturschutzgebiet, sondern vor allem einen klugen, sich an historischen Wirtschaftsprinzipien orientierenden Bauern braucht.