Schimpansen nutzen Heilpflanzen zur Behandlung von Krankheiten und Verletzungen!

Kato, ein wildlebender Schimpanse aus der Sonso-Gemeinschaft im Budongo-Wald (Westuganda), © Elodie Freymann
Elodie Freymann sammelt Verhaltensdaten im Budongo-Wald, 2022. © Austen Deery
Ein in der Studie verwendeter Blattextrakt vor der pharmakologischen Untersuchung an der Hochschule Neubrandenburg, © Elodie Freymann

Eine neue Studie unter Leitung der Hochschule Neubrandenburg und der Universität Oxford zeigt, dass wilde Schimpansen gezielt Pflanzen mit medizinischen Eigenschaften fressen, um sich selbst zu heilen.

Das Forscherteam um Dr. Fabien Schultz und Dr. Elodie Freymann beobachtete 51 Schimpansen im Budongo Regenwald und testete 17 Pflanzenarten, von denen angenommen wird, dass die Schimpansen sie zur Selbstmedikation verwenden könnten, auf ihre entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften. Die Pflanzenproben wurden in Neubrandenburg unter der Leitung von Dr. Fabien Schultz und Prof. Leif-Alexander Garbe getestet.

Tropenholz gegen Schlangenbisse

Die Ergebnisse waren eindeutig. 88 Prozent der Pflanzen hemmen Bakterien, 33 Prozent wirken entzündungshemmend. Besonders beeindruckend: Der Tropenbaum Alstonia boonei zeigte die stärkste antibakterielle Wirkung und hatte zudem entzündungshemmende Eigenschaften, was darauf hindeutet, dass die Schimpansen das Holz zur Behandlung von Wunden nutzen könnten. Interessanterweise wird Alstonia boonei auch in einigen ländlichen ostafrikanischen Dörfern als Heilpflanze zur Behandlung einer Vielzahl von krankhaften Zuständen verwendet, darunter bakterielle Infektionen, Magen-Darm-Probleme, Schlangenbisse und Asthma.

Von Schimpansen lernen – Erkenntnisse könnten Durchbruch für die Medizin bedeuten

Angesichts der Tatsache, dass sowohl antibiotikaresistente Bakterienstämme als auch chronische Entzündungskrankheiten schon heute eine große Bedrohung für die globale Gesundheit darstellen, stellt das Forscherteam fest, dass die im Budongo Regenwald wachsenden Heilpflanzen die Wirkstofffindung und die Entwicklung wertvoller neuer Medikamente unterstützen könnten.

Forschungsgruppenleiter Dr. Fabien Schultz meint, es sei „vorstellbar, dass mithilfe moderner Technologien in der Medikamentenforschung zukünftig aufbauend auf unseren Untersuchungen im Frühstadium neuartige Wirkstoff-Leitstrukturen identifiziert werden können.“ Dr. Freymann fügt hinzu: "Unsere Studie zeigt, welches medizinische Wissen aus der Beobachtung von Tieren in freier Wildbahn gewonnen werden kann, und unterstreicht die dringende Notwendigkeit, diese Waldapotheken für künftige Generationen zu erhalten.“