Erfahrungsberichte & Beweggründe

Joanne Theisen, Studentin im 2. Semester

Warum haben Sie sich entschieden, neben Ihrem Beruf ORI zu studieren?
Inklusion und Diversität erscheinen mir komplexer als ich es in den Alltagsdiskussionen und auf LinkedIn wahrnehme und ich wünsche mir fundiertere Kenntnisse und differenzierte Diskussionen. Ich möchte mich intensiv mit der gesamten Thematik auseinandersetzen, um informiert, reflektiert, kritisch und methodisch Herausforderungen analysieren und damit umgehen zu können.

Wie fühlt es sich an, Student zu sein?
Ich liebe es, wieder Studentin zu sein! Der Zugang zur Bibliothek, der Methodenkatalog, die Fragen und Diskussionen, diese Zeit, die ich mir nehmen kann, Abstand vom Geschehen zu nehmen, es zu beobachten, zu hinterfragen und meine Haltung zu verbessern, der Austausch über Themen mit den anderen Studierenden und den Dozierenden.

Wie lassen sich Studium, Familie und Arbeit vereinbaren?
In meinem Fall, da ich das Studium aus beruflichen und aus persönlichen Gründen gewählt habe, merke ich, dass mich die intensive Auseinandersetzung mit dem Inhalt, die vielen Impulse und Informationen sowie die Diskussionen und verschiedenen Sichtweisen sehr herausfordern. Ich freue mich, wie sich mein Verständnis und meine Kompetenzen entwickeln. Gleichzeitig merke ich, dass ich dadurch weniger Zeit und Kraft für private Beziehungen und Arbeit habe. Doch ich stehe hinter meiner Entscheidung und auch mein Umfeld ermutigt mich bei diesem Studium.

Was schätzen Sie besonders an diesem Studium?
Ich schätze an diesem Studium besonders, dass mit Diversität alle Verschiedenheitsdimensionen gemeint sind und dass Inklusion kritisch und aus verschiedenen Perspektiven für viele verschiedene Bereiche, insbesondere auch die Organisationsentwicklung, betrachtet wird.

Wie finden Sie die Atmosphäre an den Präsenztagen?
Im Allgemeinen finde ich die Atmosphäre herzlich, freundlich, offen, neugierig, engagiert, differenziert, lernbereit, humorvoll, konzentriert und ehrlich. Die Kommunikation mit den Dozierenden und der Aufbau/Ablauf des Studiums gestaltet sich für mich als autistische, weibliche, queere, hochbegabte Person mit ADHS, Trauma- und Migrationshintergrund teils herausfordernd. Es ist manchmal schwierig, den verschiedenen Lernprofilen und Erwartungen der Studierenden gerecht zu werden. Jedoch bieten die Lehrenden viele verschiedene Lernmethoden an, die es mir leichter machen. Ich wertschätze, dass das Feedback von uns Studierenden mit in die Gestaltung der Lehre einbezogen wird. 

Welche beruflichen Chancen oder Veränderungen könnten nach erfolgreichem Studienabschluss eintreten?
Ich erhoffe mir Veränderungen in meinem Profil – schärfere Beobachtungs- und Interpretationskompetenzen, Methoden, um Menschen und Organisationen bei ihrem Verständnis und ihrer Entwicklung zu unterstützen, ein solides theoretisches Fundament und eine differenzierte, offene, kritische und konstruktive Haltung – die viele interessante Beratungseinsätze in Organisationen mit Menschen, die bereit sind, sich Herausforderungen zu stellen, sich zu entwickeln und Vielfalt wertschätzend zu leben, nach sich ziehen.

Welche Erfahrungen oder Tipps geben Sie künftigen Studienanfängern mit auf den Weg?
Teilt euch mit, habt Geduld, lernt eure Mitstudierenden und Dozierenden kennen, stellt eure Fragen, erkundet die Moodle-Plattform, die Schätze der Bibliothek und den Methodenkatalog. Nehmt euch Zeit, die Skripte zu lesen, seht die Prüfungsleistungen als Entwicklungschancen, lernt vom geballten Wissen und den Erfahrungen der Dozierenden und erfreut euch an der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Bibliothekarinnen und der Studienkoordinatorin.

Joanne Theisen (11/2024), Beraterin für Autismus, Kommunikation und Wohlbefinden in Luxemburg, Foto: Vera Bintener